Hörgeräteakustiker gewinnen zunehmend an Bedeutung in einer Welt, die von Lärm, lauter Musik und Dauerbeschallung geprägt ist. In Folge dieser Entwicklung sind inzwischen nicht nur Hochbetagte, sondern sogar bereits Jugendliche von Hörschäden betroffen und benötigen die Hilfe eines Hörgeräteakustikers. Dieser Text geht auf die Ausbildung und die spätere Tätigkeit dieses bedeutsamen Berufs ein und zeigt dabei auch Aufgaben, Gehalt und Berufsperspektiven auf.
Was macht man als Hörgeräteakustiker?
Hörgeräteakustiker beraten hörbehinderte Personen bei der Auswahl von ärztlich verordneten Hörgeräten und passen die Hörhilfen an die persönlichen Erfordernisse an. Sie führen mit den Kunden ein Hörtraining durch, informieren und beraten sie hinsichtlich der Handhabung und Wartung der Hörgeräte und führen die Nachbetreuung durch. Sie kontrollieren, warten und reparieren Hörgeräte und Zusatzgeräte und führen sonstige technische Anpassungen durch. Zudem beraten sie auch über vorbeugende Gehörschutzmaßnahmen (zum Beispiel in Industriebetrieben mit starker Lärmentwicklung).
Wie läuft die Ausbildung zum Hörgeräteakustiker ab?
Die Ausbildung zum Hörgeräteakustiker erfolgt durch eine Lehre. Die meisten Lehrstellen gibt es derzeit in Oberösterreich (40 Prozent); der Rest verteilt sich gleichmäßig auf die anderen Bundesländer. Der Lehrberuf “Hörgeräteakustiker” wird meist in Doppellehre mit dem Lehrberuf “Augenoptiker” erlernt. Die Ausbildung kann entweder über eine duale Lehre oder über den zweiten Bildungsweg berufsbegleitend absolviert werden. Neben theoretisch schulischem Unterricht kommt der Praxisphase im Lehrbetrieb ein hoher Stellenwert zu.
Voraussetzungen für die Lehre
Um für die Lehre zugelassen zu werden, müssen Bewerber in erster Linie die neunjährige Schulpflicht erfüllt haben. Interessenten, die den Beruf auf dem zweiten Bildungsweg erlernen wollen, können zur Lehrabschlussprüfung zugelassen werden, wenn sie eine entsprechende einschlägige Anlerntätigkeit und den Besuch entsprechender Kurse oder Lehrgänge nachweisen können. Dabei müssen Inhalt und Dauer der anzurechnenden Tätigkeiten mindestens die Hälfte der für den Lehrberuf festgesetzten Lehrzeit betragen.
Dauer und Ausbildungsorte
Die reguläre duale Lehre zum Hörgeräteakustiker dauert drei Jahre und verlängert sich um ein Jahr, falls zusätzlich noch die Ausbildung zum Augenoptiker erfolgt. Auf dem zweiten Bildungsweg dauert die Ausbildung insgesamt 18 Monate. Hierbei sind 658 Lehreinheiten an einer der ausbildenden Schulen zu absolvieren. Parallel dazu erfolgt eine praktische Ausbildung in einem Lehrbetrieb.
Die duale Lehre wird in Österreich derzeit nur von der Tiroler Fachberufsschule für Fotografie, Optik und Hörakustik angeboten. Die Ausbildung über den zweiten Bildungsweg hingegen kann am Wirtschaftsförderungsinstitut (WIFI) in Tirol oder an der Optometrie und Hörakustik Initiative (OHI) Wien absolviert werden. Zusätzlich gibt es Vorbereitungskurse, beispielsweise an der LAP in Oberösterreich (Opticon Akademie in Wels), Wien (OHI) und Tirol (WIFI).
Inhalte und Aufbau der Lehre
Die Lehrausbildung (duale Ausbildung) erfolgt überwiegend in einem Betrieb; nur etwa 20 Prozent der Ausbildungszeit wird in der Berufsschule verbracht. Im Lehrbetrieb erlernt der Lehrling durch die praktische Arbeit handwerkliche Fähigkeiten, die zur Herstellung und Reparatur eines Hörgerätes und einer Otoplastik notwendig sind. In der Berufsschule hingegen werden fundamentale Kenntnisse in den Bereichen Anatomie, Pathologie, Physiologie, Psychologie, Physik, Audiometrie, Hörgeräteakustik, Mathematik und Materialkunde erworben.
In der Ausbildungsverordnung zum Hörgeräteakustiker sind die Lehrinhalte nach Lehrjahr aufgeschlüsselt:
Semester | Module |
1. bis 3. Lehrjahr | – Handhabung, Bedienung und Instandhalten der Werkzeuge und Geräte – Eigenschaften, Verwendung und Bearbeitung von Werk- und Hilfsstoffen – Anatomischer Aufbau des Außen-, Mittel- und Innenohres – Physiologische Vorgänge im Ohr – Anleitung bei der Benutzung der Hörhilfen und des Zubehörs – Kundenberatung, Sicherheitsvorschriften und Arbeitsrecht |
1. Lehrjahr | – Pathologische Befunde des Außen-, Mittel- und Innenohres und über Hörbeeinträchtigungen – Einfluss von Hörbehinderungen auf die Persönlichkeit und das Verhalten – Akustische Kenndaten des Gehörs und deren Ermittlung durch audiometrische Messungen – Abnahmeverfahren und Materialien bei Ohrabdrücken – Verschiedenen Otoplastiken und deren Sonderformen – Einfache Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten an Hörhilfen und Zubehör |
2. Lehrjahr | – Ermittlung der Kenndaten des Gehörs mit Hilfe von Sprachtests und Sprachaudiogrammen – Durchführen von audiometrischen Messungen – Bohren, Fräsen, Schleifen und Polieren von Otoplastiken – Fehlersuche und Fehlerbehebung an Hörhilfen und Zubehör, Prüfung und Erneuerung – Auswahl von Hörhilfen und Zubehör auf Grund von Sprachtests und audiometrischen Messungen – Kenntnis der Lärmschutzvorschriften und Rechtsvorschriften für Hörgeräteakustiker |
3. Lehrjahr | – Feststellen von Hörbeeinträchtigungen – Zentrale Störungen und kombinierte Schwerhörigkeiten – Klärung von Hörproblemen, Erstellung von Abhilfemaßnahmen, sowie Beratung zu Hörhilfen – Anfertigen von drucklosen Funktionsabdrücken des äußeren Ohres – Anfertigen und Zusammenstellen von verschiedenen Otoplastiken und deren Sonderformen – Zusammenbau und Prüfung eines Hörgeräteverstärkers, Messung der akustischen Kenndaten – Beratung über Möglichkeiten des persönlichen Gehör- oder Schallschutzes |
Hörgeräteakustiker – Abschluss
Die Ausbildung schließt mit der Lehrabschlussprüfung. Diese gliedert sich in einen praktischen und einen theoretischen Teil, bei dem neben einer schriftlichen Arbeit auch Fachgespräche erfolgen. Nach erfolgreich absolvierter Prüfung dürfen die Lehrlinge den Titel „Hörgeräteakustiker“ führen.
Passt die Lehre als Hörgeräteakustiker zu mir?
Um als Hörgeräteakustiker im Beruf erfolgreich zu sein, sollten Interessenten vor allem ein technisches Verständnis, eine hohe Konzentrationsfähigkeit, sowie ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen und Diskretion besitzen. Aber auch auf eine gute Fingerfertigkeit, selbstständiges Arbeiten und Problemlösungsfähigkeiten wird Wert gelegt.
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Hörgeräteakustiker – Gehalt in der Ausbildung
Während der Ausbildung erhalten angehende Hörakustiker die sogenannte Lehrlingsentschädigung, die sich pro absolviertem Lehrjahr um einen gewissen Prozentsatz erhöht. Die genaue Höhe der Lehrlingsentschädigung hängt von dem jeweiligen Kollektivvertrag ab, der für das entsprechende Unternehmen gilt. Die derzeitigen kollektivvertraglichen Mindestbruttosätze liegen bei:
Kollektivvertrag | 1. Lehrjahr | 2. Lehrjahr | 3. Lehrjahr | 4. Lahrjahr |
Eisen- und metallverarbeitendes Gewerbe | 932 € | 1.085 € | 1.411 € | 1.887 € |
Elektro- und Elektronikindustrie | 1.105 € | 1.381 € | 1.658 € | 2.155 € |
Sonderregelung für Lehrlinge mit Reifeprüfung | 1.381 € | 1.796 € | 2.072 € | 2.289 € |
Hörgeräteakustiker – Gehalt im Berufsleben
Das Gehalt von Hörgeräteakustikern unterliegt oftmals dem Kollektivvertrag für das Gewerbe der metallverarbeitenden Berufe. Dabei liegt das Einstiegsgehalt je nach Verwendungsgruppe und Qualifikation bei 2.370 bis 2.570 Euro monatlich. Im weiteren Berufsleben liegt das durchschnittliche Gehalt der Fachkräfte bei 2.892 Euro, was 34.700 Euro jährlich entspricht.
Wie sieht der Berufsalltag als Hörgeräteakustiker aus?
Der Arbeitsalltag von Hörgeräteakustikern ist vielseitig und abwechslungsreich, denn er vereint Technik, Handwerk und kaufmännische Tätigkeiten. Die Fachkräfte sind Experten im Bereich Audiologie und helfen Menschen, die an Hörbeeinträchtigungen leiden.
Aufgaben als Hörgeräteakustiker
Hörgeräteakustiker sind Ansprechpartner und Vertrauenspersonen für Kunden bei Fragen rund um Hörgeräte und Gehörschutz und kümmern sich um Anfertigung, Reparatur, Installation und Wartung von Hörgeräten und anderen Hörhilfen. Zudem messen sie Art und Ausmaß der Hörbeeinträchtigung, dokumentieren akustische Kenndaten, bieten Hörtrainings an und erklären den Umgang mit den Hörhilfen. Verschiedene administrative und kaufmännische Tätigkeiten, wie Abrechnungen, Bestellungen von Geräten und Materialen, oder die Führung von Kundenkarteien runden ihre Tätigkeit ab.
Wo kann man als Hörgeräteakustiker arbeiten?
Hörgeräteakustiker können in vielen Einrichtungen beschäftigt sein. Meistens arbeiten sie in Labor- und Messräumen von Hörfachgeschäften und in Betrieben, die Hörgeräte herstellen. Aber auch Fachgeschäfte für medizinisch-technische Hilfsmittel sind potentielle Arbeitgeber. Dabei arbeiten sie alleine oder im Team mit Berufskollegen und haben Kontakt zu Kunden, Mitarbeitern von Sozialversicherungen und zu HNO-Fachärzten.
Arbeitszeiten als Hörgeräteakustiker
Die Fachkräfte arbeiten meist in Vollzeit an Werktagen. Ein Einsatz an Wochenenden oder an Feiertagen ist in der Regel nicht zu erwarten.
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Welche Berufsperspektiven hat man als Hörgeräteakustiker?
Die Berufsaussichten für ausgebildete Hörgerätakustiker in Österreich sind ausgezeichnet. Einerseits bedeutet der demographische Wandel, dass mehr Menschen immer älter werden, und somit der Bedarf an Hörgeräten in Zukunft weiter zunehmen wird. Andererseits haben viele Leute die Scheu vor Hörhilfen verloren, was eine erhöhte Nachfrage nach den kleinen Geräten zur Folge hat.
Weiterbildung und Fortbildung
Zahlreiche Fortbildungsmöglichkeiten machen den Beruf des Hörgeräteakustikers besonders interessant. Über die „Höhere Lehranstalt für Berufstätige für Elektronik“ können Absolventen beispielsweise Aufbaulehrgänge für Elektronik, Mechatronik, Technische Informatik oder Telekommunikation belegen. Für eine weitere Karriere steht die Weiterbildung zum Hörgeräteakustikmeister oder zum Audiotherapeuten zur Verfügung. Mit wachsender Berufserfahrung können so entweder Führungspositionen in Betrieben bekleidet, oder auch der Schritt in die Selbstständigkeit gewagt werden.
Passende Jobs
Passende Jobs im Bereich Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde findet man bei Medi-Karriere. Hier gibt es Jobs als Hörgeräteakustiker, Jobs als Radiologietechnologe und Stellen als Ordinationsassistenz.