Die Kinder- und Jugendlichenpflege umfasst die Betreuung und Pflege erkrankter Kinder und Jugendlicher, sowie die Information, Anleitung und Beratung von ihren Bezugspersonen, wie der Familie des Kindes. In Österreich wird der Beruf in der Regel von Diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegern (DGKP) ausgeübt, welche eine entsprechende Weiterbildung absolviert haben. Es gibt aber auch die Möglichkeit für Pflegefachassistenten, sich in diesem Fachbereich weiterbilden zu lassen. Dieser Artikel thematisiert alle relevanten Aspekte rund um die Weiterbildung, sowie Kosten, Gehalt, Aufgaben und spätere Tätigkeit.
Kinder- und Jugendlichenpflege: Bedarf und Relevanz
Der Bedarf an der Betreuung und der Pflege von Kindern und Jugendlichen wächst in Österreich unaufhörlich. Bis 2019 wurden jährlich etwa 160.000 stationäre Aufenthalte bei Kindern von 0 bis 14 Jahren dokumentiert. Der Trend ist weiter steigend – nicht zuletzt auch, da die Zahl an chronischen Erkrankungen (wie zum Beispiel Diabetes) bei Kindern stetig zunimmt. Aus diesen Entwicklungen folgt ein nachhaltiger Bedarf an akademisch weiterqualifizierten Pflegekräften.
Kinder- und Jugendlichenpflege: Voraussetzungen
Die Grundlage für die Weiterbildung zur Kinder- und Jugendlichenpflege bildet eine erfolgreich abgeschlossene Ausbildung zum Diplomierten Gesundheits- und Krankenpfleger oder zum Pflegefachassistenten. Die Ausbildung zum DGKP kann ab 01.01.2024 nur mehr an Fachhochschulen im Rahmen eines Bachelorstudiums erfolgen. Voraussetzung hierfür ist die Hochschulreife, die entweder durch eine erfolgreich abgeschlossene Matura, eine Studienberechtigungsprüfung oder eine Berufsreifeprüfung erlangt werden kann. Auch persönliche Fähigkeiten, wie ein hohes Verantwortungsbewusstsein, Freude am Umgang mit Kindern und Jugendlichen, eine schnelle Auffassungsgabe und eine gute Kommunikationsfähigkeit sind essentiell.
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Kinder- und Jugendlichenpflege: Inhalt und Dauer
Je nach schulischer und beruflicher Vorbildung kann die Weiterbildung in der Kinder- und Jugendlichenpflege über mehrere Möglichkeiten erfolgen. DGKP mit abgeschlossenem Studium können sie entweder über eine Sonderausbildung oder einen Fachhochschullehrgang ablegen. Pflegefachassistenten finden entsprechende Angebote in Universitätskursen.
Die Sonderausbildung wird an der Schule für Gesundheits- und Krankenpflege am Landesklinikum St. Pölten angeboten. Entsprechende Fachhochschullehrgänge werden von der FH Gesundheitsberufe (Linz), der FH Salzburg, der FH Gesundheit Tirol (Innsbruck), der FH Johanneum (Graz) und der FH Campus Wien angeboten. Bei der FH Campus Wien gibt es zusätzlich die Möglichkeit, im Rahmen eines Propädeutikums Kenntnisse aus den Bereichen Pflegewissenschaft und -forschung nachzuholen, um die Zulassungsvoraussetzungen zum Studium zu erfüllen.
Ein passender Universitätslehrgang zählt zum Portfolio an der Uni for Life Weiterbildung GmbH in Graz. Dieser richtet sich nur an Pflegefachassistenten, die eine Zusatzausbildung in Kinder- und Jugendlichenpflege anstreben. Dementsprechend ist der Nachweis über die Eintragung als Pflegefachassistent in das österreichische Gesundheitsberuferegister zu erbringen.
Inhalte
Die Inhalte des Fachhochschullehrgangs und der Sonderausbildung entsprechen seit 2016 der Sonderausbildung Kinder- und Jugendlichenpflege gem. §66 GuKG. Während die Struktur je nach Anbieter variieren kann, sind die vermittelten Inhalte überall deckungsgleich. In der Weiterbildung werden die bereits erworbenen fachlich-methodischen, sozial-kommunikativen und wissenschaftlichen Kompetenzen vertieft und erweitert.
Die Studienschwerpunkte setzen sich aus allgemeinen und berufsspezifischen pflegerischen und medizinischen Grundlagen, sowie aus relevanten Inhalten aus Bezugswissenschaften zusammen. Insbesondere folgende Themen werden behandelt:
- Berufsethik und Berufskunde, sowie berufsspezifische Rechtsgrundlagen
- Gesundheits- und Krankenpflege von Kindern und Jugendlichen in unterschiedlichen Handlungssituationen (Gesundheit, akute / chronische Erkrankung, psychische Beeinträchtigung, Behinderung, Früh- und Neugeborene, Kinder in Krisensituationen, Palliativpflege etc.)
- Beratung und Anleitung von Eltern und Bezugspersonen
- anatomische und physiologische Besonderheiten bei Kindern
- spezielle Pathologien im Kindes- und Jugendalter
- Soziologie, Psychologie, Pädagogik und Sozialhygiene
- Kommunikation, Konfliktbewältigung, Supervision und Kreativitätstraining
- Extramurale Pflege, Betreuung und Beratung von Kindern und Jugendlichen
Der Universitätskurs hingegen setzt seine Schwerpunkte auf die folgenden Themengebiete:
- Biosoziologische Grundlagen und Rahmenbedingungen
- Medizinische Fachkompetenz: Diagnostik, Äthiopathogenese und Therapie pädiatrischer Erkrankungen
- Pflegerische Fach- und Methodenkompetenz
- Krisenkompetenz und Deeskalationsmanagement
Dauer und Abschluss
Die Sonderausbildung Kinder- und Jugendlichenpflege dauert ein bis anderthalb Jahre und umfasst 1.600 Stunden, wovon 600 Stunden Theorie- und 1.000 Stunden praxisorientierten Unterricht umfassen sollen. Die Praktikumsbereiche gliedern sich in die allgemeine Kinderabteilung (360 Stunden), die Kinderchirurgie-Abteilung (200 Stunden), die Früh- und Neugeborenenabteilung (280 Stunden) und den Fachbereich für extramurale Pflege, Betreuung und Beratung von Kindern und Jugendlichen (160 Stunden).
Die Sonderausbildung erfolgt in Vollzeit. Der Abschluss als „Diplomierter Kinderkrankenpfleger“ berechtigt zur Tätigkeit in der Kinder- und Jugendlichenpflege gemäß § 17 GuKG. Der Fachhochschullehrgang hingegen dauert drei Semester (1,5 Jahre), findet je nach Anbieter entweder in Vollzeit oder berufsbegleitend statt und zählt 75 ECTS-Punkte. Als „Akademischer Experte in der Kinder- und Jugendlichenpflege“ sind Absolventen ebenfalls zur Berufsausübung in der Kinder- und Jugendlichenpflege berechtigt. Der Universitätskurs dauert schließlich zwei Semester (ein Jahr), findet berufsbegleitend statt und zählt 20 ECTS-Punkte. Das Abschlusszertifikat ist jedoch nicht dem eines „Diplomierten Kinderkrankenpflegers“ gleichzusetzen!
Kinder- und Jugendlichenpflege: Kosten der Weiterbildung
Die Kosten der Weiterbildung variieren teilweise beträchtlich. Während die Sonderausbildung in St. Pölten und der Fachhochschullehrgang in Linz für Bewerber kostenfrei sind, sind alle anderen genannten Fachhochschullehrgänge, sowie der Universitätskurs, kostenpflichtig.
Die dreisemestrige Fachhochschulausbildung schlägt mit 7.000 bis 10.000 Euro zu Buche. Günstiger ist hier der Universitätskurs für Pflegefachassistenten, dessen Kosten sich auf 2.400 Euro belaufen. Zur Finanzierung werden diverse Modelle angeboten. So bietet die FH Gesundheit Tirol beispielsweise ein Taschengeldmodell an, im Rahmen dessen Schüler ein Brutto-Taschengeld von 1.200 Euro (14 mal jährlich) beziehen und über das AZW krankenversichert sein können.
Kinder- und Jugendlichenpflege: Gehalt
Nach dem Kollektivvertrag der Sozialwirtschaft Österreich verdienen ausgebildete Gesundheits- und Krankenpfleger mit der Spezialisierung Kinder- und Jugendlichenpflege mindestens zwischen 1.850 und 2.710 Euro brutto pro Monat bei Berufseinstieg. Das Gehalt von Pflegefachassistenten, die eine Zusatzausbildung zur Kinder- und Jugendlichenpflege vorweisen können, liegt bei Berufseinstieg mit mindestens 1.640 bis 2.650 Euro brutto pro Monat etwas niedriger.
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Kinder- und Jugendlichenpflege: Aufgaben
Experten in der Kinder- und Jugendlichenpflege betreuen und pflegen Neugeborene, Kinder und Jugendliche mit körperlichen und psychischen Erkrankungen, sowie todkranke Kinder. Sie überwachen ihren Gesundheitszustand, kontrollieren insbesondere bei Säuglingen die Nahrungsaufnahme und beurteilen, welche Maßnahmen zur Genesung zu ergreifen sind. Außerdem erstellen sie Pflegedokumentationen, weisen Pflegefachassistenten an und führen Schulungen durch. Auch die fachlich qualifizierte Beratung und Unterstützung von Eltern und anderen Bezugspersonen gehört zu ihrem Aufgabengebiet.
Auf ärztliche Anordnung hin können den Fachkräften auch zahlreiche medizinische Maßnahmen übertragen werden. Hierzu zählen das Setzen von Magensonden, das Entfernen von Nähten, Klammern und Drainagen, die Verabreichung von Injektionen und Infusionen und die Assistenz bei chirurgischen Eingriffen oder lebensbedrohlichen Situationen.
Einsatzorte
Die Kinder- und Jugendlichenpflege bietet ein weites Spektrum an Beschäftigungsmöglichkeiten. Neben den Kinderabteilungen in Spitälern werden die Fachpersonen auch in Gesundheits- und Sozialeinrichtungen für Kinder und Jugendliche benötigt. Ihr Einsatz ist ebenso in Behinderteneinrichtungen, in der Kinderpalliativbetreuung, in Rehabilitationszentren und Tageskliniken gefragt. Auch Arztpraxen, Schulen, die mobile Kinderkrankenpflege und Einrichtungen, die Gesundheitsförderung, Prävention und Beratung für Kinder, Jugendliche und Eltern betreiben, bieten ein potentielles Tätigkeitsfeld.
Arbeitszeiten
Aufgrund der vielfältigen Tätigkeitsbereiche in der Kinder- und Jugendlichenpflege müssen ausgebildete Experten die Bereitschaft, auch an unliebsamen Arbeitszeiten tätig zu sein, mitbringen. Schichtarbeit, Nachtdienste und Dienste an Wochenenden und Feiertagen gehören für viele Beschäftigte zum Berufsalltag.
Passende Stellen
Stellenangebote in der Kinder- und Jugendlichenpflege findet man bei Medi-Karriere. Hier gibt es Jobs als Diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger Kinder- und Jugendlichenpflege, Jobs als Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger und weitere DGKP-Stellen.
- DGKP: Kinder und Jugendlichenpflege, https://www.berufslexikon.at/... (Abrufdatum: 26.01.2024)
- Kinder- und Jugendlichenpflege an der FH Johanneum, https://www.fh-joanneum.at/... (Abrufdatum: 26.01.2024)
- Sonderausbildung Kinder- und Jugendlichenpflege, https://pflegeschulen-noe.at/... (Abrufdatum: 26.01.2024)
- Universitätskurs Kinder- und Jugendlichenpflege, https://www.uniforlife.at/... (Abrufdatum: 26.01.2024)
- Lehrplan Kinder- und Jugendlichenpflege an der Uni Graz, https://static.uni-graz.at/... (Abrufdatum: 26.01.2024)
- Kinder- und Jugendlichenpflege an der FH Campus Wien, https://www.fh-campuswien.ac.at/... (Abrufdatum: 26.01.2024)
- Kinder- und Jugendlichenplfege an der FH Gesundheitsberufe, https://www.fh-gesundheitsberufe.at/... (Abrufdatum: 26.01.2024)
- Kinder- und Jugendlichenpflege an der FH Salzburg, https://www.fh-salzburg.ac.at/... (Abrufdatum: 26.01.2024)