Die Orthoptik ist ein Spezialgebiet auf dem Gebiet der Augenheilkunde. Wer als Orthoptist arbeitet, beschäftigt sich mit der Zusammenarbeit der Augen. Die Patienten eines Orthoptisten leiden an Sehstörungen und Schwachsichtigkeit, Augenzittern, Augenbewegungsstörungen, Sehbehinderungen oder Schielen. Ziel der Arbeit von Orthoptisten ist es, diese funktionellen Erkrankungen zu untersuchen und anschließend geeignete Behandlungsmaßnahmen zu finden, um die Qualität des Sehvermögens zu verbessern. Der folgende Artikel beleuchtet das Studium und die spätere Tätigkeit dieser medizinischen Fachkräfte.
Was macht man als Orthoptist?
Orthoptisten sind im medizinischen Bereich tätig. Das unterscheidet den Beruf des Orthoptisten von dem des Augenoptikers. Denn letztgenannter ist vor allem handwerklicher Natur. Während Optiker auf den Verkauf, sowie die Fertigung und Anpassung von Brillen und Kontaktlinsen spezialisiert sind, beschäftigen sich Orthoptisten vor allem mit den medizinischen Ursachen, den Folgen und möglichen Behandlungsmethoden der jeweiligen Sehstörung.
Wie läuft die Ausbildung zum Orthoptist ab?
Die Ausbildung zum Orthoptisten erfolgt durch ein Bachelorstudium an einer Fachhochschule. Absolventen tragen mit dem erfolgreichen Bestehen den Titel Bachelor of Science in Health Studies (B. Sc). Für die fachliche Weiterbildung bietet die FH Campus Wien zudem einen berufsbegleitenden Masterlehrgang an, welcher Querschnittskompetenzen für Management, Forschung und Pädagogik im Gesundheitswesen mit aufgreift. Dieser schließt mit dem Titel Master of Science in Orthoptics (M. Sc).
Voraussetzungen für das Studium
Zugangsvoraussetzung für das Studium der Orthoptik ist eine erfolgreich abgeschlossene Matura. Alternativ lässt sich die Hochschulreife auch durch eine Studienberechtigungsprüfung oder eine Berufsreifeprüfung erlangen. Wer nicht über die Hochschulreife verfügt, aber einschlägige berufliche Qualifikation nachweisen kann, kann den Zugang zum Studium durch das Ablegen von Zusatzprüfungen in bestimmten Fächern erlangen.
Dauer und Ausbildungsorte
Das Fachhochschulstudium Orthoptik wird in Österreich nur an der Fachhochschule Campus Wien und an der Fachhochschule Salzburg angeboten. Die Regelstudienzeit beträgt sechs Semester (drei Jahre). Es umfasst 180 ECTS-Punkte. In Wien werden 20 Studienplätze vergeben, in Salzburg zwölf. Studienbegleitend müssen zudem 1.187,5 Praxisstunden (bzw. 28 Wochen Praktikum) absolviert werden.
Inhalte und Aufbau des Studiums
Die Studieninhalte vermitteln Kenntnisse in den Bereichen Anatomie, Physiologie, Pathologie, Augen- und Kinderheilkunde. Ergänzt werden diese durch die Fachbereiche Orthoptik, Pleoptik, Strabologie, Neuroophthalmologie und Rehabilitation. Am Beispiel des Lehrplans der FH Wien ist das Studium angehender Orthoptisten wie folgt aufgebaut:
Semester Inhalte 1. Semester Allgemeine Anatomie Allgemeine Pathologie und Organpathologien Allgemeine Physiologie Anatomie des Auges und Neuroanatomie Einführung in Orthoptik, Pleoptik und Strabologie Literaturrecherche und Zitieren Einführung zu Studium und Beruf Gerätekunde und orthoptische Methodik Grundlagen der Pharmakologie Hygiene Lern- und Arbeitstechniken Neurologie Physiologie des Auges Binokularsehen - physiologisch und pathologisch Praktische Übungen: Orthoptische Methodik Praktische Übungen: Binokularsehen - physiologisch und pathologisch 2. Semester Amblyopie und Pleoptik Augenoptik Gerätekunde und orthoptische Methodik Heterophorie und Asthenopie Kinderophthalmologie Konkomitantes Schielen Medizinisches Englisch Nystagmus Ophthalmologie Ophthalmologische Untersuchungsmethoden Praktische Übungen: Orthoptische Methodik Praxislernphase 1 Studien-, Praxisbegleitung, Reflexion 1 3. Semester Einführung in wissenschaftliches Arbeiten Grundlagen der Kontaktlinsenanpassung Grundlagen der Psychologie und Soziologie Inkomitantes Schielen Kinderheilkunde Kinderpsychologie Kommunikation und Gesprächsführung Neuroophthalmologie Neuroorthoptik Pädagogik Praktische Übungen: Inkomitantes Schielen Praktische Übungen: Neuroorthoptik Praktische Übungen: Refraktionsbestimmung Praxislernphase 2 Refraktionsbestimmung Studien-, Praxisbegleitung, Reflexion 2 4. Semester Berufskunde und -ethik Digital Health Literacy Einführung in die Statistik Einführung in Projektmanagement Freie Lehrveranstaltung: Barrierefreie Kommunikation Low Vision Rehabilitation und vergrößernde Sehhilfen Neurorehabilitation Orthoptische Fallanalysen 1 Orthoptische Rehabilitation bei zentralen Sehstörungen Prävention und Gesundheitsförderung, Arbeitsmedizin / Bildschirmarbeit Praxislernphase 3 Schieloperationen ILV Schreibwerkstatt Sehbehinderung und Förderung im Kindesalter Spezialbereiche der Orthoptik Studien-, Praxisbegleitung, Reflexion 3 Theorie, Praxis und Methoden wissenschaftlichen Arbeitens Visuelle Wahrnehmungsstörungen 5. Semester Bewältigung herausfordernder Situationen im interprofessionellen und internationalen Kontext Interdisziplinäre Zusammenarbeit Orthoptische Fallanalysen 2 Praxislernphase 4 Studien-, Praxisbegleitung, Reflexion 4 6. Semester Bachelorprüfung Freiberuflichkeit und betriebswirtschaftliche Grundlagen Grundzüge des Gesundheitswesens und der Gesundheitsökonomie Medizinisches Englisch 2 Orthoptische Fallanalysen 3 Praxislernphase 5 Qualitätsmanagement Rechtsgrundlagen für Gesundheitsberufe Refraktionbestimmung 2 Seminar zur Bachelorarbeit Studien-, Praxisbegleitung, Reflexion 5 Vertiefung Kontaktlinsenanpassung (Wahlpflichtmodul) Vertiefung Low Vision Rehabilitation (Wahlpflichtmodul)
Das Studium der Orthoptik an der FH Salzburg ist inhaltlich ähnlich aufgebaut. Unterschiede gibt es bei der Gewichtung, sowie beim zeitlichen Aufbau. Zudem werden an der FH Salzburg im sechsten Semester andere Wahlpflichtmodule als an der FH Wien angeboten, nämlich die Spezialthemen “Klinik” und “Ordination”.
Passt das Studium als Orthoptist zu mir?
Angehende Orthoptisten sollten über eine gute Auge-Hand-Koordination, eine ausgeprägte Fingerfertigkeit und Kommunikationsfähigkeit und eine präzise Arbeitsweise verfügen. Personen mit wenig technischem Verständnis, die keinen direkten Kundenkontakt möchten, sollten von diesem Beruf lieber absehen.
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Orthoptist – Gehalt im Studium
Während des Studiums verdient man als angehender Orthoptist kein Geld. Der zu entrichtende Semesterbeitrag liegt an öffentlichen Hochschulen bei 363,36 Euro. Hinzu kommt ein Zusatzbeitrag, der je nach Bundesland unterschiedlich hoch ist.
Orthoptist – Gehalt im Berufsleben
Nach dem Studium erhalten Orthoptisten im Durchschnitt ein Einstiegsgehalt von 2.300 Euro im Monat. Dieses lässt sich im weiteren Berufsleben im Mittel auf 2.500 Euro pro Monat steigern. Bei kollektivvertraglicher Regelung kann das Gehalt allerdings deutlich höher ausfallen.
Wie sieht der Berufsalltag als Orthoptist aus?
Als Orthoptist beschäftigt man sich mit vielfältigen Störungen der Augen. Dies umfasst neben Untersuchung und Therapie auch präventive Maßnahmen.
Aufgaben als Orthoptist
Zu den Aufgaben eines Orthoptisten gehören unter anderem das Führen von Beratungsgesprächen, das Erkennen von Sehschwächen und Augenbewegungsstörungen, das Entwickeln von Behandlungskonzepten, das Wiederherstellen und Verbessern der Sehtüchtigkeit, sowie das Behandeln von Schielen.
Wo kann man als Orthoptist arbeiten?
Als Orthoptist findet man eine Anstellung bei Kliniken, Ambulatorien, Ordinationen von Fachärzten für Augenheilkunde und Optometrie, Rehabilitationseinrichtungen, Forschungsinstitutionen und Fachhochschulen. Zudem haben Orthoptisten die Möglichkeit, in einer eigenen Praxis freiberuflich tätig zu sein.
Arbeitszeiten als Orthoptist
Orthoptisten haben meist geregelte Arbeitszeiten an Werktagen. Mit Schichtarbeit, sowie Arbeit an Wochenenden und Feiertagen ist normalerweise nicht zu rechnen.
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Welche Berufsperspektiven hat man als Orthoptist?
Als Orthoptist trägt man dazu bei, die Lebensqualität von Menschen aller Altersgruppen zu verbessern. Denn nicht nur mit zunehmendem Alter gibt es Probleme mit der Sehkraft. Da die menschliche Lebenserwartung beständig steigt, ist davon auszugehen, dass der Beruf des Orthoptisten auch in Zukunft gefragt sein wird.
Weiterbildung und Fortbildung
Gemäß dem Bundesgesetz über die gehobenen medizinisch-technischen Dienste, MTD-Gesetz § 11d, besteht für Orthoptisten eine Weiterbildungspflicht. Innerhalb von fünf Jahren sind Fortbildungen in einem Umfang von mindestens 60 Stunden zu absolvieren. Weiterbildungen werden zum Beispiel von orthoptik austria, dem Verband der Orthoptisten Österreichs angeboten. Auch das Masterstudium in “Advanced Integrative Health Studies” ist eine ideale Weiterbildungsmöglichkeit für Orthoptisten. Denn dieses vermittelt Querschnittskompetenzen für Management, Forschung und Pädagogik im Gesundheitswesen.
Passende Jobs
Passende Jobs in der Augenheilkunde findet man bei Medi-Karriere. Hier gibt es Jobs als Orthoptist, Jobs als Optiker und Stellenangebote für Ärzte.