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Tiere gewinnen in therapeutischen Einsätzen zunehmend an Bedeutung. Sie versprechen Linderung für Symptome seelischer Erkrankungen und können auch bei körperlichen Einschränkungen oder bei Menschen mit Förderbedarf eingesetzt werden. Neben der Delfintherapie kommen vor allem Hunde, Katzen und Pferde, aber auch Kleintiere oder Nutztiere zum Einsatz. Dieser Beitrag beleuchtet alles Wissenswerte rund um tiergestützte Therapie und deren Einsatzmöglichkeiten.
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Tiergestützte Therapie – Definition und Herkunft
Als tiergestützte Therapie werden Behandlungsmethoden und Therapieverfahren bezeichnet, die zur Heilung oder zur Linderung von Beschwerden Tiere einsetzen. Nach der Definition der European Society für Animal Assisted Therapy umfasst dieser Ansatz „bewusst geplante pädagogische, psychologische und sozialintegrative Angebote mit Tieren für Kinder, Jugendliche, Erwachsene wie Ältere mit kognitiven, sozial-emotionalen und motorischen Einschränkungen, Verhaltensstörungen und Förderschwerpunkten. Sie beinhaltet auch gesundheitsfördernde, präventive und rehabilitative Maßnahmen.“
Die moderne tiergestützte Therapie wurde 1969 begründet und ist seitdem in einigen Ländern als alternativmedizinische Therapieform anerkannt. Die Methode ist keine eigene Therapieform, wie beispielsweise eine Gesprächstherapie, sondern eine ergänzende Intervention im Bereich der Psychotherapie oder der Pädagogik. Mithilfe der tiergestützten Therapie soll ein positiver Einfluss auf den Genesungsprozess genommen und eine Verbesserung der Lebensqualität der Patienten erreicht werden. Die besondere Beziehung zwischen Mensch und Tier soll es dem Patienten ermöglichen, sich besser mit sich selbst und den eigenen Problemen auseinander zu setzen und sich persönlich weiterzuentwickeln.
Tiergestützte Therapie – Wirkung
Für eine tiergestützte Therapie lassen sich drei Wirkfelder definieren: körperliche, seelische und soziale Effekte. Zu den körperlichen Effekten gehört zum Beispiel eine Senkung des Blutdrucks und der Herzfrequenz, sowie allgemein positive Auswirkungen auf den Kreislauf der Patienten. Durch Bewegung mit Tieren werden die Muskeln aktiviert und gestärkt, das Gleichgewicht gefördert, Fein- und Grobmotorik trainiert und Übergewicht bekämpft. Manche Tiere, wie beispielsweise Blindenhunde, können auch gestörte Sinnesfunktionen ersetzen.
Zu den seelischen Effekten zählen insbesondere der Abbau von Angstgefühlen, Stress, Traumata und Depressionen. Zudem ist nachgewiesen, dass der Umgang mit Tieren auch eine Ausschüttung von Glückshormonen und eine Änderung der Schmerzwahrnehmung bewirkt, was gerade bei chronischen Schmerzpatienten eine deutliche Linderung der Symptomatik bewirken kann.
Soziale Effekte zeigen sich insbesondere dadurch, dass tiergestützte Therapien auch Einsamkeit und Isolation bekämpfen können, indem sie Nähe, Intimität und Körperkontakt vermitteln. Ein Tier zu füttern und zu pflegen hilft bei der Erlernung sozialer Verhaltensweisen wie Rücksichtnahme, Mitgefühl, Verantwortung oder Zuverlässigkeit.
Mensch-Tier-Bindung
Die Basis für jede tiergestützte Maßnahme ist die Mensch-Tier-Beziehung. Charakteristisch für die tiergestützte Therapie ist, dass Mensch und Tier gleichberechtigte Partner sind – Das Wohl beider soll im Mittelpunkt stehen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Tiere menschliche Nähe nicht ersetzen können und sollen. Sie können jedoch für eine körperliche und emotionale Nähe sorgen, die herkömmliche soziale Begegnungen und Therapien sinnvoll ergänzen kann. Das Streicheln von Tieren ist manchmal leichter möglich als Körperkontakt zu anderen Menschen. Mit der Zeit entwickelt sich zwischen Mensch und Tier ein Vertrauensverhältnis, das durchaus zwischenmenschlichen Beziehungen ähnlich sein kann.
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Tiergestützte Therapie – Einsatzgebiete
Tiere werden seit vielen Jahren im sozialen und therapeutischen Bereich eingesetzt, vor allem bei Kindern, Erwachsenen und älteren Menschen mit psychischen oder Verhaltensproblemen (wie Depression, Schizophrenie und Suchterkrankungen) oder anderem speziellem Förderbedarf. Allerdings ist nicht jedes Tier für jede beliebige Therapie einsetzbar. Ausgebildete Fachkräfte entscheiden, welches Tier die entsprechenden gesundheitsfördernden Ressourcen aufbringen kann und bei welchen Erkrankungen eine derartige Therapie hilfreich ist.
Krankheitsbilder
Pferde können sowohl für Menschen mit psychischen Problemen, als auch bei körperlichen und motorischen Beeinträchtigungen (wie Muskeldystrophie) eine Behandlungsoption sein. Bei der Reittherapie verlangen unterschiedliche Übungen auf dem Pferd vom Reiter eine erhöhte Aufmerksamkeit, was zur emotionalen, körperlichen und identitären Stärkung des Reiters beiträgt.
Lamas oder Alpakas können beispielsweise bei Schizophrenie, Burnout, Depression, Angsterkrankungen und Traumafolgen effektiv helfen. Diese Tiere sie sind zwar neugierig, bleiben dem Menschen gegenüber jedoch oft lieber auf einer gewissen Distanz und warten ab – Eine Eigenschaft, die vor Allem bei der Behandlung ängstlicher Menschen von Vorteil ist. Sie eignen sich zur Behandlung traumatisierter Menschen, bei Verhaltensauffälligkeiten, für Kinder mit Entwicklungsverzögerungen oder geistiger Behinderung. Eine Therapie mit Katzen eignet sich vor Allem für Menschen, denen es an seelischer Stabilität mangelt, die unter Zurückweisung leiden, oder die nicht imstande sind, Beziehungen aufzubauen. Sie können dazu beitragen, dass die Patienten eine Beziehung zum Tier aufnehmen.
Hunde sind schließlich wahre Alleskönner: zum Einen können sie Motivation, Konzentration und Lernleistung bei Kindern und Jugendlichen fördern. Zum Anderen können sie stressregulierend bei Menschen mit Autismus und Bindungsstörungen wirken. Auch Patienten mit Suchterkrankungen erfahren durch eine Therapie mit Hunden Akzeptanz und ehrliche Reaktionen, was das Vertrauen der Patienten stärkt und deren Bindungskompetenz erhöht.
Tiergestützte Therapie – Behandlung und Therapie
Tiergestützte Therapien können entweder einzeln oder in der Gruppe stattfinden. Das Wesentliche an der Methode ist, dass der Therapeut es dem Patient ermöglicht, mithilfe des Tieres zu kommunizieren und sich mit dem Tier aufmerksam zu beschäftigen. Anfangs fungieren Tiere als Art „Eisbrecher“, indem sie helfen, eine angenehme, offene Atmosphäre entstehen zu lassen. Anfängliche Widerstände der Patienten können so gemindert werden, so dass es ihnen leichter fällt, über ihre Empfindungen, schmerzhafte Erlebnisse und Probleme zu sprechen.
Weiterhin können Tiere die Motivation von Patienten unterstützen, aktiv an der Therapie teilzunehmen und sich für therapeutische Maßnahmen zu öffnen. Die beruhigende und angstmildernde Wirkung von Therapietieren lassen Übertragungs- und Projektionsprozesse sowie positive Erlebnisse entstehen, die sich belohnend auf die Patienten auswirken und deren Mitarbeit stärken.
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Tiergestützte Therapie – Kosten
Die Kosten für tiergestützte Therapie werden von den österreichischen Krankenkassen in der Regel nicht übernommen. Sofern Ärzte ihre von der Krankenkasse bezahlten Leistungen im tiergestützten Setting erbringen, kann allerdings eine Kostenübernahme im Raum stehen – beispielsweise bei einer tiergestützten Psychotherapie. Außerdem leisten einzelne Kassen (wie SVA der gewerblichen Wirtschaft, BVA, NÖGKK) einen Kostenzuschuss zu Hippotherapie bzw. Heilpädagogischem Reiten. Für Selbstzahler gilt als marktüblicher Preis derzeit circa 1 Euro pro Minute tiergestützter Intervention. Eine 45-Minuten-Session im Einzel- oder Gruppensetting kostet demnach etwa 45 Euro, eine Intervention von einer Stunde 60 Euro. Fahrt-und Kilometergeld wird zusätzlich berechnet.
Tiergestützte Therapie – Prognose und Erfolgsaussichten
Zahlreiche Fallbeispiele und Publikationen zeigen, dass tiergestützte Therapie in ganz unterschiedlichen Settings möglich ist und erfolgreich sein kann. Bisherige Studien weisen jedoch häufig nur geringe Fallzahlen auf und sind aufgrund des Einsatzes unterschiedlicher Tierarten nicht ohne Weiteres miteinander vergleichbar. Daher ist weitere Forschung in diesem relativ neuen Gebiet der Medizin nötig, um belastbarere Aussagen über die Vorteile und gegebenenfalls auch Risiken tiergestützter Therapien treffen zu können.
Passende Jobs im Gesundheitswesen
Passende Jobs in der Therapie findet man auf Medi-Karriere. Hier gibt es Jobs als Psychotherapeut, Jobs als Ergotherapeut und Jobs in der Therapieplanung.