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Immer mehr pflegebedürftige Personen setzen auf die mobile Pflege. Doch beim steigenden Bedarf stellt sich die Frage, ob dieses Modell auch zukünftig umsetzbar ist. Dieser Artikel diskutiert die Nachhaltigkeit der mobilen Pflege und befasst sich mit Maßnahmen, welche die Versorgung verbessern sollen.
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Was bedeutet Nachhaltigkeit in der Pflege?
Beim Gedanken an Nachhaltigkeit kommt zunächst der ökologische Aspekt in den Sinn. Darunter fällt die Verantwortung, vorhandene Ressourcen bewusst zu nutzen, die Umwelt bestmöglich zu schützen und die Bewahrung der biologischen Vielfalt. In der Pflege kommt das mittels energieeffizienter Geräte oder die Nutzung von erneuerbaren Energien zum Ausdruck.
Doch Nachhaltigkeit umfasst zwei weitere wichtige Aspekte. Die Ökonomie spielt eine ebenso große Rolle. Ziel hierbei ist eine wirtschaftliche Effizienz und Stabilität, beispielsweise durch die Senkung von Abfall- und Materialkosten.
Die soziale Nachhaltigkeit umfasst faire Arbeitsbedingungen mit einer hohen Lebensqualität. Arbeitgeber und -nehmer sollten ein sicheres und positives Arbeitsumfeld schaffen, damit sich alle Beteiligten wohlfühlen. Das sorgt im Endeffekt zu einer Fokussierung auf die Pflegequalität und die Bedürfnisse der Patienten.
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Mobile Pflege – Aktueller Stand
Über 155.000 Menschen sind in Österreich laut Statista auf mobile Pflege angewiesen, für die 12.500 Vollzeitangestellte sorgen. Bei dieser Pflegeform fahren die Pflegekräfte zum Pflegebedürftigen nach Hause und unterstützen diesen bei alltäglichen pflegerischen Aufgaben wie der Körperhygiene, der Medikamenteneinnahme oder bei Verbandswechseln. Für die mobile Pflege fielen im Jahr 2023 rund 819 Millionen Euro Bruttoausgaben an.
Die Digitalisierung der Branche soll dem dauerhaften und steigenden Personalmangel entgegenwirken, dem Pflegepersonal mehr Zeit verschaffen und somit eine bessere Arbeitsgrundlage und Anreize schaffen. Gleichzeitig ist es ihr Ziel, Pflegebedürftigen ihre Autonomie so lange wie möglich zu erhalten. Jedoch gibt es aktuell nur sehr wenige marktfähige Produkte, die von Privatpersonen finanzierbar sind.
Ein weiterer positiver Ansatz zur Steigerung der Effizienz und Pflegequalität ist der Einsatz von digitalen Plattformen. Sie verbessern die interdisziplinäre Kommunikation und Zusammenarbeit und erleichtern die Pflegeplanung und sollen in Zukunft vermehrt eingesetzt werden.
Was sind digitale Plattformen der Pflege?
Zu den digitalen Plattformen zählen in Österreich Systeme, welche die Betreuung von Patienten interdisziplinär gestaltet. Dazu zählen beispielsweise die elektronische Patientenakte oder die elektronische Pflegedokumentation. Im der mobilen Pflege wird häufig Myneva als Plattform eingesetzt. Es gibt aber weitaus mehr Anbieter, die ihre Programme auf diverse Aspekte der Pflege zuschneiden.
Mobile Pflege – Probleme und Baustellen
Trotz der zunehmenden Digitalisierung ist die rechtliche Ausarbeitung der Telemedizin, Telebetreuung, Teleberatung und Telepflege noch nicht ausreichend, um eine gelungene Grundlage zu schaffen. Einfache und digitale Antrags- und Rückerstattungsverfahren sind momentan eher Ausnahme als Regel.
Die freie Marktwirtschaft eröffnet ein zusätzliches Problem. Bisher konnten nur etablierte Unternehmen auf das Ökosystem des Gesundheitssektors dauerhaft Einfluss nehmen. Mittlerweile ist das aber auch internationalen Technologiekonzernen wie Amazon möglich, die einen zusätzlichen Vorteil durch bereits gesammelte Daten ihrer Kunden haben. Mit diesen können sie Rückschlüsse auf den Gesundheitszustand und daraus folgend ihre Bedürfnisse ziehen.
Langfristig gesehen ermöglicht das eine enge Bindung des Kunden an diese großen Konzerne, wodurch ein Wechsel zwischen Anbietern nur sehr zeit- und kostenintensiv möglich wäre. Damit ist fraglich, ob diese Entwicklung die ökonomische Nachhaltigkeit in Zukunft fördert.
Die zu Grunde liegende Ursache vieler aktueller und zukünftiger Probleme ist der demografische Wandel. Im Jahr 2050, also in 25 Jahren, sagen Prognosen einen Anstieg der zu betreuenden Personen auf über 314.000 voraus. Das ist in etwa das doppelte der aktuellen Pflegebedürften, während gleichzeitig die Zahl der Pflegefachkräfte nicht im gleichen Maß steigen wird. Blickt man auf die aktuellen Arbeitsbedingungen, ist fraglich, wie die soziale Nachhaltigkeit umsetzbar ist.
Mobile Pflege – Maßnahmen
Viele verschiedene Projekte arbeiten derzeit an Lösungen zu diesen Problemen. Gemeinsames Ziel ist die Verbesserung der Arbeitsbedingungen durch digitale Lösungen, sowie eine Verringerung der Kosten und eine Steigerung der Effizienz. Damit geht man aktiv die Problematiken der Nachhaltigkeit an.
Rechtliches Ziel ist die Festlegung von Rahmenbedingungen für Telemedizin und Künstliche Intelligenz mit Gründung einer zuständigen Kommission. Diese soll in den Bedingungen sowohl die Seite der Pflegebedürftigen als auch der Pflegenden berücksichtigen. Zur Eingliederung der Digitalisierung soll ein Modell erschaffen werden, welches das Gesundheits- und Pflegesystem modernisiert und beispielsweise die Erstattung von digitalen Heilbehelfen erlaubt, genauso wie die Nutzung von anderen digitalen Lösungen.
Mobile Pflege – Zukunftsaussicht
Einen Blick in die Zukunft erlaubt das europäische Projekt “Care about Care” der FH Wiener Neustadt. Es setzt sich zum Ziel, Technologien und Konzepte zu erarbeiten, die besonders in der mobilen Pflege Verbesserungen für alle Beteiligten anstreben. In diesem Projekt hat man eine Software entwickelt, die ein Experten-Center mit Zugang zu diplomierten Spezialisten enthält. An diese kann sich mobiles Pflegepersonal im Bedarfsfall wenden, um Fehleinschätzungen, wie sie bisher bei telefonischem Kontakt entstehen, zu vermeiden. Dafür sollen in Zukunft Bild und Ton integriert werden.
Ein konkretes Beispiel ist das Wundmanagement. Viele Patienten leiden etwa unter Druckgeschwüren durch unzureichende Lagerungswechsel, sogenannte Dekubiti. Deren Heilung muss ständig kontrolliert werden. Pflegepersonal kann sich dafür an Experten im Wundmanagement wenden, die mittels Video und eingebauten Tools, etwa einem Lineal, die Wunde direkt ausmessen und begutachten können. Das erleichtert der mobilen Pflegekraft die Arbeit, spart Zeit und ermöglicht eine höhere Pflegequalität.
Ein weiterer Ausblick ist die Einführung des Primary Nursing Systems (Primäre Pflege) in der mobilen Pflege. Das ist ein spezielles Pflegesystem, bei dem Pflegekräfte ihre jeweils zugeteilten Patienten komplett betreuen und deren Pflegeplanung organisieren. Sie gelten als dauerhafter Ansprechpartner für die Patienten und gewährleisten somit eine gewisse Kontinuität, was zusätzlich die Kommunikation vereinfacht. Das wiederum senkt auch die Kosten und steigert gleichzeitig die Pflegequalität.
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Wie nachhaltig ist die mobile Pflege?
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass aktuell bereits positive Bestrebungen in der mobilen Pflege zu erkennen sind. Dennoch leiden viele Pflegefachkräfte unter hohem Arbeitsstress durch zu wenig Zeit für zu viele Patienten. Gleichzeitig sind die Ausgaben für die Leistungserbringer sehr hoch, was einen Fortschritt in der Personalplanung verhindert. Die Nachhaltigkeit in der mobilen Pflege stellt demnach Betroffene und Verantwortliche vor große Herausforderungen.
Sollten die aktuellen Bemühungen um Besserung allerdings fruchten, so kann sich der Zustand der Pflege in Zukunft drastisch verbessern – besonders durch den Einsatz digitaler Mittel.
Passende Jobs in der Pflege
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- Mobile Hauskrankenpflege, https://pflege.gv.at/... , (Abrufdatum: 31.05.2025)
- Statistiken zur Pflege in Österreich, https://de.statista.com/... , (Abrufdatum: 31.05.2025)
- Prognose mobile Pflege, https://de.statista.com/... , (Abrufdatum: 31.05.2025)
- Bruttoausgaben Pflegedienste 2023, https://de.statista.com/... , (Abrufdatum: 31.05.2025)