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Der Pflegeberuf bringt seit jeher große Herausforderungen mit sich. In den letzten Jahren haben diese Belastungen jedoch nochmals erheblich zugenommen. Und das zeigt sich an immer weiter steigenden Zahlen beim Thema Pflege-Ausstieg. Viele Fachkräfte entscheiden sich dazu, der Pflege komplett den Rücken zu kehren, was den ohnehin bestehenden Personalmangel noch weiter verschärft. Um genauer zu verstehen, was konkret Pflegepersonen zu diesem Schritt bewegt, hat der Österreichische Gesundheits- und Krankenpflegeverband (ÖGKV) eine umfangreiche Untersuchung durchgeführt. Diese wird in folgendem Beitrag beleuchtet.
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Was treibt Pflegekräfte zum Ausstieg?
Im Kern geht es bei der Studie darum, welche Faktoren Pflegekräfte dazu bringen, ihren Beruf aufzugeben oder diesen Schritt zumindest ernsthaft in Erwägung zu ziehen. Die Forscher wollten herausfinden, wie sehr psychische und körperliche Belastungen, mangelnde Wertschätzung und organisatorische Probleme den Berufsalltag prägen. Ein Schwerpunkt lag zudem auch darauf, ob und wie die Corona-Pandemie möglicherweise Entscheidungen beschleunigt hat. Die Ergebnisse sollen dabei helfen, konkrete Ansatzpunkte für Verbesserungen im Pflegeberuf zu entwickeln.
Methodik: Online-Befragung mit persönlichem Einblick
Von März bis Mai 2021 konnten Pflegepersonen anonym an der Online-Befragung teilnehmen. Insgesamt machten 1.244 Menschen mit, die entweder schon ausgestiegen waren oder sich in den letzten fünf Jahren intensiv mit dem Gedanken befasst hatten den Pflegeberuf aufzugeben. Neben standardisierten Fragen zu den Arbeitsbedingungen, der Gesundheit und zur Zufriedenheit bot der Fragebogen auch Raum für persönliche Kommentare. Die Angaben wurden vollständig anonymisiert ausgewertet, um ehrliche Rückmeldungen zu fördern.
Pflege-Ausstieg: Psychische Belastung als ein Hauptgrund
Die Studienergebnisse zeigen klar: Psychische Erschöpfung gehört zu den wichtigsten Gründen für den Ausstieg aus dem Pflegeberuf. Über 80 Prozent der Befragten berichteten von dauerhafter Anspannung und Überforderung im beruflichen Kontext. Zeitdruck, Verantwortung für schwer kranke oder sterbende Menschen sowie das Gefühl, nie genug leisten zu können, waren häufig genannte Belastungsfaktoren. Viele schilderten, dass sich diese Erschöpfung über Jahre hinweg aufgebaut hat, bis schließlich der Punkt erreicht war, an dem es einfach nicht mehr weiter ging.
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Pflege-Ausstieg: Mangelnde Wertschätzung – Symbolik reicht nicht
Fast ebenso bedeutsam war das Empfinden, dass die Arbeit kaum Anerkennung und Wertschätzung erfährt. Rund 70 Prozent der Teilnehmer gaben an, sie fühlten sich gesellschaftlich und politisch zu wenig geschätzt. Auch während der Pandemie, als Pflegeberufe zwar viel öffentliches Lob erhielten, änderte sich an den grundlegenden Bedingungen wenig. Viele bezeichneten die Dankesbekundungen als Symbolik ohne Substanz, solange keine konkreten Verbesserungen folgten. Diese Diskrepanz hat bei vielen das Gefühl sogar noch verstärkt, nicht wirklich wichtig genommen zu werden.
Pflege-Ausstieg: Strukturelle Defizite und geringe Perspektiven
Neben den psychischen Belastungen trugen auch strukturelle Probleme entscheidend dazu bei, dass Pflegepersonen den Beruf verlassen. Häufig genannt wurden die chronische Personalnot, unzureichende Entlohnung und fehlende Entwicklungsmöglichkeiten. Wer sich beruflich weiterbilden oder spezialisieren wollte, stieß oft auf organisatorische und bürokratische Hürden. Viele Pflegekräfte berichteten, dass sie keine Perspektive mehr sahen, wie sich ihre Arbeitssituation nachhaltig verbessern könnte. Diese Aussichtslosigkeit war für zahlreiche der Befragten der ausschlaggebende Punkt, um endgültig auszusteigen.
Pflege-Ausstieg: Pandemie als Verstärker bestehender Probleme
Die Pandemie war sicherlich nicht Ursache für den Ausstieg, hat aber viele konkrete Missstände überhaupt erst einmal sichtbar gemacht. Über 60 Prozent der Befragten gaben an, dass sich ihre Arbeitszufriedenheit seit dem Ausbruch von COVID-19 deutlich verschlechtert hat. Neben der Sorge vor einer Ansteckung belasteten unklare Zuständigkeiten, ständig wechselnde Vorschriften und fehlender Rückhalt die Zufriedenheit im Job. Für manche war die Krise der Moment, in dem sie endgültig entschieden haben, den Beruf zu verlassen.
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Pflege-Ausstieg: Gesundheitliche Beschwerden als Mitursache
Auch die körperliche Gesundheit spielte für viele der Befragten eine wesentliche Rolle. Etwa ein Drittel der Teilnehmenden berichtete von Beschwerden wie Rückenschmerzen, chronischer Erschöpfung oder Schlafstörungen. Viele dieser Probleme standen in engem Zusammenhang mit den körperlich fordernden Tätigkeiten und der Dauerbelastung, die der Pflegeberuf häufig mit sich bringt. Einige schilderten, dass ihre gesundheitlichen Einschränkungen letztlich die Entscheidung zum Ausstieg unausweichlich machten.
Fazit: Ein schleichender Prozess mit vielen Facetten
Die Untersuchung zeigt, dass der Ausstieg in den seltensten Fällen eine spontane Reaktion ist. Vielmehr wächst über lange Zeit eine Mischung aus Überlastung, Frustration und fehlender Anerkennung. Für Viele war es ein Abwägen zwischen dem eigenen Wohlbefinden und dem Anspruch, weiter für andere da zu sein. Am Ende fiel die Entscheidung oft aus dem Gefühl heraus, keine Kraft mehr zu haben. Die Studienautoren betonen, dass die Ergebnisse ein ganz klares Signal an Politik und Einrichtungen senden. Mehr Personal, bessere Bezahlung und eine wertschätzende Kultur sind keine bloßen Wünsche, sondern Voraussetzungen, um Pflegekräfte langfristig zu halten.
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GuK-C19-Studie, https://oegkv.at/... (Abrufdatum: 14.08.2025)