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Schizophrenie ist eine psychische Erkrankung, die in der Regel episodisch verläuft. Sie betrifft das Denken und Empfinden von erkrankten Personen. In Österreich ist jede einhundertste Person von der Erkrankung betroffen. Die höchste Erkrankungsrate bei Frauen ist nach der Menopause. Die Erkrankung ist durch vielfältige und teilweise komplexe Symptomatik gekennzeichnet. Der folgende Beitrag geht dem Krankheitsbild Schizophrenie auf den Grund und beschreibt neben Symptomen, Entstehung und Krankheitsverlauf auch die Diagnostik, Therapiemöglichkeiten und die Rolle der Angehörigen in diesem Prozess.
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Was ist Schizophrenie?
Die Schizophrenie ist eine psychische Erkrankung, welche das Denken und die Gefühlswelt von Betroffenen stört. Den unter der Krankheit leidenden Personen fällt es schwer, zwischen Wahn und Realität zu unterscheiden. Teile der Wahrnehmung, des Denkens, der Ich-Umwelt, des Affektes und der Psychomotorik können betroffen sein. Die Krankheit ist nicht immer vollständig heilbar. Stattdessen liegt das Ziel in der Ermöglichung eines weitestgehend unbeschwerten Lebens für die Patienten/-innen.
Schizophrenie – Symptome
Eine Schizophrenie kann sich durch verschiedene Verhaltensmuster bzw. Wahrnehmungsstörungen äußern. Die Symptomatik ist interindividuell unterschiedlich. Je nach vordergründiger Klinik lassen sich verschiedene diagnostische Unterformen unterscheiden, wie zum Beispiel paranoide Schizophrenie, welche sich unter anderem durch Halluzinationen äußert, oder hebephrene Schizophrenie, bei welcher die Patienten/-innen unter Denk- und Reaktionsstörungen leiden. Folgende allgemeine Symptome, die zu den Denk- und Sprachstörungen zählen, können sich bei Betroffenen äußern:
- Formale Denkstörungen: Beschleunigter oder verlangsamter Denkablauf
- Gesperrtes Denken: Gedankenabreißen, Neologismen, Vorbeireden
- Inhaltliche Denkstörungen: Wahn (Auftreten bei 90 % der Betroffenen)
Formale Wahnmerkmale: Wahnstimmung, Wahnwahrnehmung, Wahneinfälle
Inhaltliche Wahnmerkmale: Verfolgungswahn, Beeinträchtigungswahn, Beziehungswahn - Sinnestäuschungen: Halluzinationen (akustisch durch das Hören von inneren Stimmen oder optisch)
- Störungen der Affektivität
Inadäquater Affekt: Betroffene berichten beispielsweise lachend von einem negativen Erlebnis
Affektverflachung, Affektarmut mit sozialem Rückzug
Depressives oder maniformes Syndrom - Ich-Störungen (Gedankenausbreitung, Gedankenentzug, Gedankeneingebung)
- Störungen der Psychomotorik: übermäßige Erregung, Haltungsstereotypen wie gekrümmte Haltung etc.
- Störungen neurologischer und vegetativer Funktionen, beispielsweise gastrointestinale (den Magen-Darm-Trakt betreffende) Beschwerden, urologische Beschwerden, Herzbeschwerden oder ein gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus
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Wie entsteht Schizophrenie?
Die Ursache der Schizophrenie ist nicht abschließend geklärt. Mediziner/innen gehen von einer multifaktoriellen Genese aus. Genetische, umweltassoziierte, neurobiochemische sowie strukturelle Einflüsse können Auswirkungen auf die Entstehung der psychischen Erkrankung haben. In Bezug auf die neurobiologischen / neurobiochemischen Faktoren werden Fehlregulationen verschiedener Neurotransmitter (Botenstoffe) im Gehirn beschrieben, die die Hypothese aufstellen, dass sie als Stoffwechselstörung des Gehirns zu verstehen ist, bei der manche Botenstoffe vermehrt, andere vermindert auftreten.
Risikofaktoren
Risikofaktoren, die die Entstehung einer Schizophrenie begünstigen können, sind unter anderem genetische Faktoren. Wenn eine familiäre Vorbelastung vorliegt, besteht eine Wahrscheinlichkeit, die psychische Erkrankung zu erben. Die Rolle der Erblichkeit ist allerdings nicht als alleiniger Einflussfaktor zu betrachten. Umweltassoziierte Faktoren, wie beispielsweise Infektionen der Mutter während der Schwangerschaft oder die Konfrontation mit Schadstoffen oder toxischen Stoffen im Kinder-, Jugend- und frühem Erwachsenenalter (zum Beispiel Nikotin, Alkohol und andere Drogen) können eine Rolle spielen. Auch psychosoziale Stressoren, beispielsweise Instabilität im sozialen Umfeld oder die Trennung der Eltern, können die Entstehung einer Schizophrenie begünstigen.
Genetische Faktoren
Die Wahrscheinlichkeit an Schizophrenie zu erkranken, kann sich durch genetische Bedingungen erhöhen. Sie liegt weltweit bei circa einem Prozent und erhöht sich bei familiärer Belastung. Bei Kindern schizophrener Eltern erhöht sie sich auf zwölf Prozent. Handelt es sich bei den Kindern um zweieiige Zwillinge, steigt die Wahrscheinlichkeit auf 14 Prozent. Eineiige Zwillinge haben sogar eine Wahrscheinlichkeit von 46 Prozent, selbst an der psychischen Störung zu erkranken.
Schizophrenie – Krankheitsverlauf
Eine Schizophrenie beginnt in 75 Prozent der Fälle mit einer sogenannten Prodromalphase, auch Vorläuferphase genannt. In dieser Phase kommt es zu einer unspezifischen Symptomatik, die über Monate bis Jahre vor der ersten gesicherten Diagnosestellung Schizophrenie andauern kann. Vordergründig in der Prodromalphase sind Störungen des Sozialverhaltens, des Denkens und des Affektes. Im Anschluss daran kann die Akutphase folgen, die durch überwiegende Positivsymptomatik, also produktive Symptome, die insbesondere in akuten Phasen der Erkrankung dazu kommen, gekennzeichnet ist. Darunter fallen beispielsweise wahnhaftes Erleben, Halluzinationen, Ich-Störungen und ein desorganisiertes, bizarres Verhalten.
In der postakuten Stabilisierungsphase tritt überwiegend eine Negativsymptomatik auf, wie die Unfähigkeit, Freude zu empfinden, Apathie und Antriebslosigkeit. Aber auch Aufmerksamkeitsstörungen und emotionaler sowie sozialer Rückzug können sich hier zeigen. In 20 Prozent der Fälle kann eine erste schizophrene Krankheitsepisode in eine Vollremission übergehen. Das bedeutet, dass die Krankheit dann auf einmal nicht mehr nachweisbar ist. In zwei Drittel der Fälle kommt es allerdings zu einem episodischen Verlauf, der sich durch einen Wechsel zwischen Remission/Teilremission (Zurückgehen der Krankheitserscheinung) und psychotischer Exazerbation (deutliche Verschlimmerung der Symptome) kennzeichnet.
Formen und Stadien von Schizophrenie
Anhand des internationalen Klassifikationssystems ICD-10 lassen sich folgende Ausprägungen unterscheiden:
- Paranoide Schizophrenie (Halluzinationen, Stimmenhören, Wahnerlebnisse)
- Hebephrene Schizophrenie (Antriebsstörungen, Denkstörungen, Reaktionsstörungen, fehlende Emotionalität, Distanzlosigkeit)
- Katatone Schizophrenie (totale Erstarrung des Körpers (Stupor), psychomotorische Störungen)
- Schizophrenia simplex (zunehmende Verhaltensauffälligkeiten und sozialer Rückzug, Wahnvorstellungen und Halluzinationen treten nicht auf)
Schizophrenie – Diagnostik
Neben der psychiatrischen Anamnese ist in der Diagnostik einer möglichen Schizophrenie-Erkrankung bei Erstmanifestation psychotischer Symptome auch die Erhebung des psychopathologischen Befundes vorgeschrieben. Die internistische und neurologische Untersuchung, inklusive Gewicht, Körpergröße, Messung der Vitalparameter, EKG, Routinelabor sowie Urin-Drogenscreening schließen die Diagnosestellung ab.
Eine ausführliche Diagnostik ist von großer Wichtigkeit, da zahlreiche Erkrankungen Schizophrenie-ähnliche Symptome hervorrufen können. Diese können sich beispielweise auch bei Schilddrüsenstörungen, Hirntumoren, Anfallskrankheiten und andere Erkrankungen des Gehirns zeigen. Darüber hinaus können bildgebende Verfahren verhelfen, mögliche organische Gehirnerkrankungen festzustellen.
Damit eine Schizophrenie gesichert diagnostiziert werden kann, muss nach ICD-10 Klassifizierung mindestens eines der folgenden Symptome über einen Zeitraum von mindestens einem Monat vorliegen:
- Gedankeneingebung, Gedankenentzug, Gedankenausbreitung, Gedankenlautwerden
- Beeinflussungswahn, Kontrollwahn, Wahnwahrnehmungen, Gefühl des Gemachten
- Anhaltender, kulturell unangemessener, bizarrer und völlig unrealistischer Wahn
- Kommentierende oder dialogisierende Stimmen oder andere Stimmen, die aus bestimmten Körperteilen kommen
Alternativ kann die Diagnose auch dann gestellt werden, wenn anhaltende Halluzinationen, Gedankenabreißen oder Denkzerfahrenheit, katatone Symptome (motorische Unruhe oder Bewegungsdrang) oder auffällige Apathie (Teilnahmelosigkeit) auftreten. Allerdings müssen hierfür mindestens zwei der genannten Symptome über einen Zeitraum von mehr als einen Monat auftreten.
Ausschlusskriterien
Die Diagnose Schizophrenie kann weiterhin erst dann gestellt werden, wenn organische oder substanzinduzierte Gehirnerkrankungen ausgeschlossen bzw. nicht als Auslöser dieser Störung festgemacht werden können. Sollten ebenfalls die Kriterien für eine manische oder eine depressive Phase erfüllt sind, müssen die oben genannten aufgelisteten Kriterien vor der affektiven Störung aufgetreten sein.
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Schizophrenie – Behandlung und Therapie
Die Therapie einer Schizophrenie setzt sich aus einer individuell abgestimmten Kombination von medikamentöser Therapie, Psychotherapie und anderen zusätzlichen therapeutischen Verfahren (u.a. Ergotherapie, Soziotherapie etc.) zusammen. Viele Patienten/-innen werden zu Beginn stationär behandelt und im Anschluss daran ambulant weiter betreut. Behandlungsziel ist es, ein von der schizophrenen Symptomatik weitestgehend unabhängiges Leben in Selbstbestimmung führen zu können. Das beinhaltet, eine Symptomreduktion bzw. Symptomfreiheit zu erfahren und das Auftreten von Rückfällen und Hospitalisierungen zu vermeiden.
Medikamentöse Therapie
In der medikamentösen Therapie kommen sogenannte Antipsychotika zum Einsatz, die gegen die Symptome wirken. Zudem können sie Rückfälle vorbeugen, indem sie die Aktivität von bestimmten Botenstoffen im Gehirn hemmen. Auch können Begleitsymptome und komorbide Störungen, wie beispielsweise Schlafstörungen oder Depressionen, medikamentös behandelt werden.
Stationäre Behandlung
In der akuten Phase einer Schizophrenie erfolgt die Behandlung meist im stationären Bereich in einem/-r psychiatrischen Spital oder Klinik. Neben der medikamentösen Therapie kommen weitere Behandlungsmöglichkeiten wie Psychotherapie, Psychoedukation, Ergotherapie, klinisch-psychologische Behandlung, Bewegungstherapie und Soziotherapie zum Einsatz.
Schizophrenie – Rolle der Angehörigen
Einen prognostisch günstigen Verlauf einer Schizophrenie gibt es, wenn Betroffene sozial gut integriert sind. Die Familie, der Freundeskreis sowie die Arbeitsumgebung können eine Stütze sein und Hilfe im Alltag bieten. Sie spielen demnach eine wichtige Rolle in der Genesung des/-r Erkrankten. Nichtsdestotrotz müssen sich Angehörige der psychisch extrem belastenden Erkrankung der betroffenen Person bewusst sein und mit viel Empathie und Verständnis reagieren.
Schizophrenie – Ausblick
Früherkennung und frühe Behandlung sind im Hinblick auf Schizophrenie entscheidend. Je früher mit einer Behandlung begonnen wird, umso besser ist das Ergebnis. Bei betroffenen Personen hängt die Prognose vor allem von der ordnungsgemäßen Einnahme der Medikamente ab. Denn ohne medikamentöse Behandlung erleiden 70 bis 80 Prozent innerhalb eines Jahres nach der Diagnose einen Rückfall. Die medikamentöse Einnahme verringert zudem die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Hospitalisierung. Im Zuge der steigenden Zahl an psychosomatischen und psychiatrischen Erkrankungen in der Gesellschaft, werden Mediziner/innen auch künftig mit steigenden Fallzahlen an Patienten/-innen mit Schizophrenie rechnen müssen.
Passende Stellen
Passende Stellen im psychologisch-psychiatrischen Bereich findet man bei Medi-Karriere. Hier gibt es Jobs als Psychotherapeut/in, Jobs als Klinische/r Psychologe/-in und weitere Therapie-Stellen.
- Schizophrenie: Was ist das?, https://www.gesundheit.gv.at/... (Abrufdatum: 13.10.2023)
- Gesundheitsberichterstattung des Bundes: Schizophrenie, https://www.rki.de/... (Abrufdatum: 13.10.2023)
- Wie kann ich als Angehöriger Schizophrenie erkennen?, https://www.psychisch-erkrankt.de/... (Abrufdatum: 13.10.2023)
- Wie zeigt sich Schizophrenie?, https://www.gesundheitsinformation.de/... (Abrufdatum: 13.10.2023)
- Amboss Wissen: Schizophrenie, https://www.amboss.com/... (Abrufdatum: 13.10.2023)