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Der einstige Pathologe, Hämatologe und Serologe Karl Landsteiner gilt als einer der weltweit bedeutsamsten Pioniere in der Medizin. Sein Engagement in der fortschrittlichen Medizin ließen den Österreicher eine medizinische Sensation entdecken, die bis heute zahlreiche Menschenleben retten konnte: Die Blutgruppen. Dieser Beitrag berichtet über das Leben und wirken dieser Koryphäe, welcher nicht nur das österreichische Gesundheitssystem revolutionierte.
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Karl Landsteiner – Biographie
Karl Landsteiner wurde laut Eintragungsregister für Beschneidungen am 14. Juni 1868 in Wien geboren, wenngleich durch neuere Nachforschungen Baden bei Wien als Geburtsort in Betracht zu ziehen ist. Sein Vater Leopold Landsteiner (geboren 22.02.1817 in Wien) war Journalist und erster Chefredakteur der bekannten Nachrichtenzeitung “Die Presse”. Seine 20 Jahre jüngere Mutter Fanny Landsteiner, geborene Hess (1837 bis 1908), war Hausfrau und Mutter. Karl wuchs sehr zurückgezogen bei ihr auf, nachdem sich die Eltern nach sieben Ehejahren trennten und der Vater am 22.02.1875 im Alter von nur 58 Jahren verstarb.
Ursprünglich gehörte die Familie Landsteiner dem jüdischen Glauben an. Nach dem Tod des Vaters wechselten Fanny und Karl 1880 zum römisch-katholischen Glauben, nachdem sich seit 1870 zunehmend Antisemitisten-Gruppen gebildet hatten. 1916 heiratete Karl Landsteiner seine griechisch-orthodoxe Frau Leopoldine Helene Wlasto (1880 bis 1943), die seinetwegen zum römisch-katholischen Glauben konvertierte. Ein Jahr nach der Hochzeit kam sein Sohn Ernst-Karl zur Welt.
1919 zog es die Familie aufgrund des 1. Weltkrieges erst nach Den Haag und 1922 nach New York. 1929 erhielten sie die amerikanische Staatsbürgerschaft. Karl Landsteiner verstarb in New York am 26. Juni 1943 an einem Schlaganfall, nachdem er die Jahre zuvor daran geforscht hatte, den Schilddrüsenkrebs seiner Frau bekämpfen zu können – leider erfolglos, denn sie verstarb etwa sechs Monate nach ihrem Ehemann am 25.12.1943. Beide sind auf dem Prospect Hill Cemetery, Nantucket in Massachusetts begraben.
Schulischer Werdegang und medizinische Ausbildung
Karl Landsteiner besuchte das K. K. Staatsgymnasium im 9. Wiener Bezirk (heutiges Gymnasium Wasagasse) und studierte nach Erhalt der Matura ab 1885 an der Wiener Universität Medizin. Seine Promotion zum Dr. med. bezog er 1891. Im Anschluss absolvierte er ein Chemiestudium in Würzburg, München und Zürich. 1894 ging er zurück nach Wien, wo er sich zum Chirurgen an der Chirurgischen Universitätsklinik ausbilden ließ. Hier wurde vor allem der chirurgische Ausbilder Theodor Billroth (1829 bis 1894) zu seinem Mentor, der bis heute zu den bedeutsamsten Chirurgen des 19. Jahrhunderts zählt.
Beruflicher Werdegang
Nach der Ausbildung zum Chirurgen nahm Karl Landsteiner eine Anstellung als Assistent des deutsch-österreichischen Physiologen, Bakteriologen und Hygienikers Maximilian Franz Maria Gruber am Hygieneinstitut der Wiener Universität an. Gruber war Mitbegründer der modernen Hygiene und Serologie. Er legte unwissentlich die ersten wichtigen Bausteine für den weiteren Werdegang von Landsteiner. 1908 wechselte Landsteiner an das Pathologisch-Anatomische Institut Wien, das der Leitung vom Bakteriologen und Pathologen Anton Weichselbaum unterlag. Dort war er bis 1919 als Prosektor (Leiter der pathologisch-anatomischen Abteilung) tätig.
Nach Umzug in das niederländische Den Haag übernahm er 1919 als Prosektor die Leitung am heutigen Ziekenhuis-Krankenhaus, wo seine serologische Forschung erstmals Aufschwung nahm. Nach der Auswanderung in die USA begann er 1922 eine wissenschaftliche Anstellung am Rockefeller Institute für Medical Research, wo er als Professor bis 1939 aktiv und lebenslanges Mitglied war.
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Karls Landsteiner – Schwerpunkte seines Schaffens
Zusammen mit seinem medizinischen Wegbegleiter Julius Donath (1870 bis 1950) konnte Karl Landsteiner zwischen 1903 und 1906 den Entstehungsmechanismus für die Kälteagglutinin-Bildung aufklären. 1906 widmete er sich zusammen mit ihm der Syphilisübertragung auf Affen. Zeitgleich entwickelte er mit dem Syphilisforscher Viktor Mucha die Dunkelfeldmikroskopie, mit der sie erfolgreich Syphiliserreger nachweisen konnten. Während seiner Tätigkeit am Wilhelminenspital zwischen 1908 und 1920 gelang ihm als Prosektor die Nachweismethode für Poliomyelitis-Viren mittels Serodiagnostik.
In Den Haag konnte Landsteiner 1921 einen großen medizinischen Meilenstein mit der Identifizierung unvollständiger Antigene und partieller Antigene (Haptene) legen, die ihm nicht nur Anerkennung auf serologischer Ebene verschaffte, sondern auch das Interesse in der Immunsystemforschung weckte. 1926 und 1927 arbeitete er zusammen mit dem Immunologen und Hämatologen Philip Levine (1900 bis 1987) an den verschiedenen menschlichen Blutfaktoren in New York, wo er letztendlich 1940 mit dem US-amerikanischen Serologen Alexander Wiener den Rhesusfaktor entdeckte und ein Jahr später auch das passende Testsystem zur Rhesusfaktor-Bestimmung präsentieren konnte.
Karl Landsteiner – Bedeutung für das Gesundheitswesen
Durch die Erfindung der Dunkelfeldmikroskopie durch Karl Landsteiner konnten stark ansteckende Syphiliserreger schnell erkannt und die Geschlechtskrankheit frühzeitig eingedämmt werden. Heute wird die Dunkelfeldmikroskopie in zahlreichen Gebieten für die Blutanalyse angewendet. Durch sie können einst unbekannte Erreger im Blut sichtbar gemacht werden. Sie ist heute unerlässlich für die sichere und schnelle Diagnostik. Mit der Serodiagnostik und dem Nachweis von Poliomyelitis-Viren war es dank Landsteiner möglich, Kinder mit dem Virus der Kinderlähmung frühzeitig zu isolieren, um eine Virusverbreitung einzudämmen. Durch einen Impfstoff konnte diese schwere Kinderkrankheit nahezu weltweit zum Aussterben gebracht werden.
Durch die Identifizierung von Antigenen und die Entdeckung des Rhesusfaktors, ist es heute möglich, medizinisch auf das Immunsystem gezielt einzuwirken, um Krankheiten zu verhindern, die Genesung zu beschleunigen und schlimmere Krankheitsverläufe zu verhindern. Man denke nur an all die Blutreserven, die täglich auf der Welt Menschenleben retten, da man heute weiß, dass bei Fremdbluttransfusionen der Rhesusfaktor ein wesentliches Hauptkriterium darstellt. Ohne dieses Wissen würde es keine lebensrettenden Bluttransfusionen geben.
Karl Landsteiner – Veröffentlichungen
Über seine Arbeiten und Forschungsergebnisse veröffentliche Karl Landsteiner einige Bücher. Dazu zählen vor allem folgende:
- Abhängigkeit serologischer Spezifität chemischer Strukturen, 1918
- Spezifische Serumreaktionen mit einfach zusammengesetzten Substanzen bekannter Konstitution, 1920
- Serologische Studien über das Blut von Menschenaffen, 1925
- Individual Differences in Human Blood, 1928
- Die Blutgruppen und ihre praktische Bedeutung, 1930
- Über die serologische Spezifität von Peptiden, 1934
- Spezifität der serologischen Reaktionen, 1933, und Neuauflage, 1962
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Karl Landsteiner – Lob und Kritik
Kritik über Karl Landsteiner oder seine medizinischen Errungenschaften ist nicht bekannt. Im Gegenteil: Er erhielt viel Lob, vor allem durch Auszeichnungen und Ehrenmäler, wie beispielsweise eine Gedenktafel der Universität Wien, auf der steht: “Millionen von Menschen verdanken ihm ihr Leben oder ihre Heilung”.
Weitere Auszeichnungen und Ehrenzeichen für Karl Landsteiner sind:
- 1926: Jahrespreis der Hans Aronson-Stiftung Berlin
- 1930: Nobelpreis für Physiologie oder Medizin
- 1930: Preisträger der goldenen Paul-Ehrlich-Medaille
- 1933: Erhalt der goldenen Medaille des niederländischen Roten Kreuzes
- 1938: Cameron Preis für “Therapeutics of the University of Edinburgh”
- Seit 1954: Verleihung des Landsteiner Memorial Awards durch die “American Association of Blood Banks”
- 1958: Aufnahme in die “Polio Hall of Fame” in Warm Springs (Georgia)
- 1961: Gedenkplakette im Arkadenhof der Wiener Universität
- Seit 1973: Verleihung des Avery-Landsteiner-Preises
- Seit 1988: Vergabe “Karl-Landsteiner-Preis” für immunologisch-wissenschaftliche Grundlagenforschung durch die Österreichische Gesellschaft für Allergologie und Immunologie (ÖGAI)
- Seit 2004: Weltblutspendentag an Landsteiners Geburtstag als Gedenken an ihn
- 2013: Eröffnung der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften im österreichischen Krems
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- Karl Landsteiner, https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/... (Abrufdatum: 20.03.2024)
- Karl Landsteiner, https://www.karl-landsteiner.at/... (Abrufdatum: 20.03.2024)
- Karl Landsteiner, https://www.karl-landsteiner.at/... (Abrufdatum: 20.03.2024)
- Karl Landsteiner Veröffentlichungen, https://portal.dnb.de/... (Abrufdatum: 20.03.2024)
- Karl Landsteiner – Der Welt größte Autorität auf dem Gebiete des Mechanismus der Immunität, https://www.oeaw.ac.at/... (Abrufdatum: 20.03.2024)
- Julius Donath, https://ub.meduniwien.ac.at/... (Abrufdatum: 20.03.2024)