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Kinder und Jugendliche verbringen einen Großteil ihrer Zeit in der Schule. Doch was passiert, wenn gesundheitliche Probleme auftreten? Genau hier setzt das Konzept der School Nurses an. In einem dreijährigen Pilotprojekt wurde in Wien getestet, wie sich der Einsatz von diplomierten Pflegefachkräften an Schulen auswirken. Das Ergebnis: Durchwegs positiv. Nun soll das Modell in ganz Österreich etabliert werden.
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Wie funktioniert das Projekt School Nurses?
Das Projekt School Nurses startete im Schuljahr 2022/23 in Kooperation zwischen der Stadt Wien, dem Fonds Soziales Wien und der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK). Insgesamt 17 diplomierte Pflegefachkräfte waren an 26 Schulstandorten im Einsatz, verteilt über alle Wiener Bezirke. Sie betreuten Volks- und Mittelschulen und standen Schülern, Lehrkräften, sowie Eltern beratend und unterstützend zur Seite.
Die Arbeit erfolgte in enger Abstimmung mit der Schulleitung, häufig in Zusammenarbeit mit Schulärzten, Sozialarbeitern oder externen Beratungsstellen. Die School Nurses waren nicht nur medizinische Ansprechpartner, sondern bauten durch ihre ständige Präsenz auch eine vertrauensvolle Beziehung zur gesamten Schulgemeinschaft auf. Das ist ein zentraler Faktor für erfolgreiche präventive Arbeit.
Welche Aufgaben übernehmen School Nurses an Schulen?
Zu den wichtigsten Tätigkeiten der School Nurses zählt die medizinische Erstversorgung. Kleine Verletzungen, plötzliche Beschwerden oder Unwohlsein wurden direkt vor Ort professionell behandelt. Dies bedeutet eine deutliche Entlastung für das Lehrpersonal und eine beruhigende Anlaufstelle für die Schüler. Darüber hinaus lag ein starker Fokus auf der Gesundheitsförderung im Schulalltag. Die Pflegefachkräfte führten Informationsgespräche, gaben individuelle Ratschläge und unterstützten bei der Entwicklung gesunder Routinen.
Ein weiterer Schwerpunkt war die Durchführung von Workshops. Altersgerecht und praxisnah vermittelten die School Nurses Wissen zu Themen wie Ernährung, Körperpflege, psychischer Gesundheit oder Suchtprävention. Diese Angebote wurden von Schülern ebenso wie von Eltern und Lehrkräften als wertvolle Ergänzung wahrgenommen.
In psychosozial belastenden Situationen fungierten die School Nurses als niedrigschwellige Anlaufstelle. Sie erkannten frühzeitig Warnsignale, unterstützten bei der Einleitung weiterführender Hilfen und standen auch bei akuten Krisen wie Angstzuständen oder Mobbing beratend zur Seite. Durch ihre kontinuierliche Präsenz vor Ort konnten sie rasch und deeskalierend eingreifen und damit ein sicheres Umfeld für die Schüler schaffen.
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Positive Bilanz: Was die Evaluation des Projekts zeigt
Die wissenschaftliche Begleitung des Projekts ergab eine durchwegs erfolgreiche Bilanz. Besonders hervorzuheben sind:
- 6.000 individuelle Gesundheitskontakte innerhalb eines Schuljahres
- 1.315 Stunden präventiver Gesundheitsförderung
- Hohe Zufriedenheit bei Lehrern, Eltern und Schülern
- Frühzeitige Intervention bei psychischen Belastungen
- Entlastung des pädagogischen Personals bei gesundheitlichen Fragen
School Nurses wirkten nicht nur unterstützend bei physischen Beschwerden, sondern auch als Vertrauenspersonen in belastenden Lebenslagen. Das niedrigschwellige Angebot erleichterte den Zugang zu Gesundheitsleistungen – besonders für sozial benachteiligte Familien. Die Erkenntnisse aus dem Wiener Modell machen deutlich: Mit School Nurses an Schulen wird medizinisches Fachwissen genau dorthin gebracht, wo es gebraucht wird: In die Lebenswelt junger Menschen. Damit leistet das Konzept nicht nur einen Beitrag zur Gesundheitsförderung, sondern auch zur sozialen Teilhabe.
School Nurses – Ausbau in ganz Österreich geplant
Auf Basis der positiven Ergebnisse wird das Projekt ab dem Schuljahr 2025/26 bundesweit ausgerollt. Derzeit arbeiten Gesundheitsministerium, Sozialversicherungsträger und Bundesländer gemeinsam an einem flächendeckenden Konzept. Ziel ist ein langfristiges, rechtlich geregeltes Modell für alle Bundesländer. Der Österreichische Gesundheits- und Krankenpflegeverband (ÖGKV) fordert dabei eine klare gesetzliche Verankerung und ausreichend Ressourcen für Ausbildung und Anstellung. Denn: Der Bedarf an Fachkräften im Bereich Schulgesundheit ist hoch, gleichzeitig fehlen vielerorts ausgebildete Pflegepersonen mit speziellem Know-how für den Schulalltag.
Zudem braucht es klare Ausbildungsstandards. Denkbar wären spezialisierte Weiterbildungen oder eigene Module in Pflegelehrgängen, die auf den Schulkontext zugeschnitten sind. Auch rechtliche Fragen wie Schweigepflicht, Datenschutz oder der Umgang mit Notfällen müssen bundeseinheitlich geregelt werden.
Zahlen aus Wien im Überblick
• 17 School Nurses an 26 Schulen
• Rund 6.000 Gesundheitskontakte
• Über 1.300 Stunden Gesundheitsförderung
• Projektzeitraum: 2022 bis 2024
• 98 Prozent positive Rückmeldungen von Lehrkräften
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School Nurses – Herausforderungen bei der flächendeckenden Umsetzung
Trotz der positiven Pilotphase bestehen noch Hürden:
- Der Fachkräftemangel in der Pflege könnte den Ausbau bremsen.
- Die Rolle der School Nurses muss rechtlich von Schulärzten und psychosozialem Personal abgegrenzt werden.
- Eine gesicherte Finanzierung auf Bundesebene ist noch offen.
Klar ist jedoch: Der politische Wille zur Umsetzung ist da. Auch Bildungs- und Elternvertretungen zeigen sich überzeugt vom Nutzen.
Passende Jobs im Gesundheitswesen
Passende Jobs im Gesundheitswesen findet man bei Medi-Karriere. Hier gibt es Jobs als Fachkrankenschwester, Jobs als Sozialassistent und Jobs als Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger.
Österreichischer Gesundheits- und Krankenpflegeverband (ÖGKV)