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Die Gerontologie wird auch Alterswissenschaft oder Altersforschung genannt und befasst sich mit Alterungsvorgängen und all den Aspekten, welche damit zusammenhängen. Dazu gehören sowohl gesundheitliche, psychische und soziale als auch politische und wirtschaftliche Aspekte. Anfang 2022 waren 19,5 Prozent der österreichischen Bevölkerung über 65 Jahre alt. Die Tendenz ist steigend. Somit spielt die Gerontologie eine immer wichtigere Rolle in der Gesellschaft.
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Gerontologie – Warum und wofür?
In den 1880er Jahren prägte der russische Immunologe Elias Metschnikoff den Begriff der Gerontologie, da er sich als Erster auf naturwissenschaftlicher Basis damit beschäftigte. Altersforscher Hans Franke befasste sich seit 1979 mit dem Thema und definierte den Begriff erstmals als “die Lehre vom Alterungsvorgang”. Aufgrund des demografischen Wandels steigt der Anteil der älteren Bevölkerung in Österreich. Dies bringt entsprechende Herausforderungen mit sich. Zum Beispiel kann die Wohnsituation von immer mehr alleinlebenden und/oder kinderlosen Personen eine Aufgabe dabei darstellen, da in Zukunft mehr Wohnheim- und Altenpflegeplätze benötigt werden. In der Gerontologie geht es somit um verschiedene Aspekte des Alterns. Dazu gehören nicht nur gesundheitliche Aspekte, sondern auch Themen wie
- Mobilität,
- Erwachsenenbildung,
- Dienstleistungen,
- Produktentwicklungen,
- didaktische Herausforderungen
- sowie Freizeitangebote.
Gerontologie – Aufgaben
Die Kernaufgabe der Gerontologie ist es, Menschen zu ermöglichen, in Würde, gesund und zufrieden zu altern. Ältere Menschen sollen mit ihren Bedürfnissen in die Gesellschaft und in das Alltagsleben integriert werden und auch integriert bleiben. In der Gerontologie geht es also darum, mit dem demografischen Wandel umgehen zu können und relevante Systeme anzupassen. Die Thematik betrifft die Öffentlichkeit im Allgemeinen, aber insbesondere die Senioren/-innen selbst, berufliche Gruppen, die mit ihnen arbeiten und die Politik. In Österreich spielt die Gerontologie für viele Pflegeberufe eine Rolle wie zum Beispiel für der Job Altenpfleger/in und wird daher bereits in der Ausbildung thematisiert.
Gerontologie – Fachbereiche
Die Gerontologie ist ein interdisziplinäres Fach und umfasst dementsprechend eine Vielzahl an Themengebieten rund um das Altern. Daher lässt sie sich in verschiedene Fachbereiche teilen, die sich mit den verschiedenen Problemen und Ressourcen des Alterns beschäftigen. Zu den Spezialisierungen der Gerontologie gehören die Alterssoziologie, Geriatrie, Gerontopsychologie, Gerontopsychiatrie, Gerontopsychotherapie, Biogerontologie und das Seniorenmanagement. Was genau versteht man darunter?
Alterssoziologie
Die Alterssoziologie erforscht die soziale Lage älterer Menschen. Dabei geht es sowohl um die Lebenssituation als auch die gesellschaftlichen Einflüsse darauf. Dazu gehören etwa die Familiensituation, die Arbeitssituation und die Freizeitgestaltung. Erkenntnisse der Alterssoziologie liefern außerdem die Basis für sozialpolitische Entwicklungsmöglichkeiten, z.B. dafür, welche Faktoren die Betreuung und Versorgung älterer Personen verbessern können. Karrierewege in der Alterssoziologie, einem Fachbereich der Gerontologie, können also sowohl in die Politik als auch in die Beratung oder Pflege führen.
Geriatrie
Die Geriatrie bezeichnet die Altersmedizin oder Altersheilkunde. Dabei beschäftigt man sich hauptsächlich mit Krankheiten mit denen eine große Zahl von Menschen im Alter kämpfen. Somit ist die Geriatrie der Teil der Gerontologie, der die medizinischen Aspekte des Alterns betrachtet. Die Geriatrie ist insbesondere dann gefordert, wenn ältere Personen an Mehrfacherkrankungen leiden (Multimorbidität). Als Arzt/Ärztin oder Pflegekraft kann man sich mithilfe von Weiterbildungen auf die Geriatrie fokussieren, insbesondere wenn man in einem Altenheim oder einer geriatrischen Station tätig ist.
Gerontopsychologie
Die Gerontopsychologie befasst sich mit dem Erleben und Verhalten alternder Menschen. Es handelt sich um eine Teildisziplin der Psychologie und der Gerontologie. Als eigenständiges Gebiet etablierte sich die Disziplin erst Ende der 1980er Jahre. Als Psychologe/-in kann man sich dementsprechend bereits während des Studiums mit dem Thema befassen und anschließend in der Forschung oder als Therapeut/in darauf spezialisieren. In der Gerontopsychologie geht es insbesondere darum, Erlebnisse, die Wahrnehmung dieser sowie die Probleme älterer Menschen zu erforschen, zu verstehen und zu erklären. Das Forschungsziel der Gerontopsychologie ist es dementsprechend, Veränderungen von Verhaltensweisen und Hirnfunktionen sowie den Wandel der Leistungsfähigkeit im Laufe des Älterwerdens nachzuvollziehen.
Weitere Disziplinen
Neben der Gerontopsychologie gibt es auch die Fachbereiche Gerontopsychiatrie und Gerontopsychotherapie. Psychiater/innen und Therapeuten/-innen, die sich insbesondere für die Gerontologie interessieren, können sich beruflich auf diesen Fachbereich spezialisieren. Weiterhin gibt es die Biogerontologie. Das ist ein Teilgebiet der Entwicklungsbiologie und erforscht die Ursachen biologischen Alterns. Diese Disziplin richtet sich also in erster Linie an Biologen/-innen. Wer an organisatorischen und verwaltungstechnischen Aufgaben interessiert ist, kann außerdem im Seniorenmanagement tätig werden, zum Beispiel in einem Altenheim.
Gerontologie – Berufe und Berufswege
Der Beruf, der am stärksten mit der Gerontologie in Berührung kommt, ist die Altenhilfe. Als Altenpfleger/in, offiziell Fach-Sozialbetreuer/in für Altenarbeit genannt, ist man für die Pflege und Unterstützung älterer Personen zuständig, die ihren Lebensalltag nicht mehr allein bestreiten können. Man unterstützt in diesem Job pflegebedürftige Menschen bei den alltäglichen Aktivitäten sowie der allgemeinen Lebensgestaltung. Dabei geht es einerseits um die medizinische Betreuung und andererseits den seelischen Beistand. Wer sich für die Arbeit in der Altenpflege interessiert, muss eine zweijährige Ausbildung in einer Fachhochschule für Sozialbetreuungsberufe oder einer berufsbildenden Schule mit dem Schwerpunkt Altenarbeit abschließen. Das Gehalt als Altenpfleger/in liegt im Durchschnitt bei 2.070 Euro brutto im Monat.
Wer sich für verschiedene Fachbereiche der Gerontologie interessiert, kann außerdem ein Studium der Gerontologie absolvieren. In Österreich gibt es das Fach im Rahmen eines Fernstudiums, sowohl als Bachelor- als auch als Masterstudium. Während des Studiums werden, neben medizinischen Themen, auch management-orientierte Inhalte vermittelt. Somit ist eine Stelle in dem Bereich Pflegemanagement mit Spezialisierung auf Gerontologie möglich, zum Beispiel in einem Altenheim. Darüber hinaus sind nach dem Studium viele weitere Einsatzfelder möglich. Absolventen/-innen können zum Beispiel eine Beratungsfunktion in der Altenhilfe oder im Bereich Gerontotechnik einnehmen. Darüber hinaus ist dann auch das Arbeiten im Projektmanagement, als Pflegedirektion oder in der Forschung möglich. Je nach Branche kann man nach einem abgeschlossenen Gerontologie-Studium mit einer Vergütung von rund 2.400 Euro bis 3.000 Euro monatlich rechnen.
Gerontologie – Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten
Wer die nötigen Zugangsvoraussetzungen mitbringt, kann das Gerontologie-Studium als Weiterbildung nutzen. Das könnte zum Beispiel für Pflegekräfte eine Option sein, die sich eine umfassende und tiefgreifende Ausbildung in dem Bereich wünschen. Bachelor-Absolventen/-innen, die Pflegewissenschaften oder Gerontologie studiert haben, können ihr Wissen außerdem mit einem Gerontologie-Masterstudium erweitern.
Wer nicht studieren möchte, kann als Pflegekraft beispielsweise einen berufsbegleitenden Lehrgang zum/-r MAS-Demenztrainer/in (Morbus Alzheimer Syndrom) besuchen. Er umfasst 160 Übungseinheiten und 50 Stunden Praktikum. Die Kosten liegen dafür bei 1.870 Euro. Für Quereinsteiger/innen eignet sich der Lehrgang ebenfalls.
Die Weiterbildung zur geriatrischen Pflegefachkraft ist ein weiterer Weiterbildungsweg. Dieser richtet sich an Personen mit facheinschlägiger Berufsausbildung und Berufserfahrung. Der Lehrgang findet ebenfalls berufsbegleitend statt und besteht aus 280 Übungseinheiten.
Ärzte/-innen können mit einer zweijährigen Ausbildung das ÖÄK-Diplom (Österreichische Ärztekammer) in Geriatrie erlangen, um in dem Bereich tätig werden zu können. Diese Ausbildung umfasst dafür 112 Stunden, welche auf acht Teilseminare verteilt sind. Die Teilnahmegebühr beträgt 2.840 Euro.
Passende Stellenangebote
Wer noch auf der Suche nach einem Job ist, findet hier auf Medi-Karriere Stellenangebote für Altenpfleger/-innen, Stellen als Psychotherapeut/in und Jobs in der Verwaltung.
1. DFP, Diplomlehrgang Geriatrie, http://www.meindfp.at/... (Abrufdatum: 05.08.2022).
2. Statista, Altersstruktur in Österreich, http://de.statista.com/... (Abrufdatum: 04.08.2022)




