Ehe- und Familienberater: Weiterbildung und Berufsbild

Sinkende Scheidungsraten bei einer gleichzeitigen Zunahme von Eheschließungen in Österreich dürften unter anderem Ausdruck einer guten Beratung durch kompetente Ehe- und Familienberater sein. Dieser Artikel stellt die Spezialweiterbildung im Bereich Ehe- und Familienberatung und die anschließenden Aufgaben im Beruf vor und informiert über Voraussetzungen, Inhalte und Kosten der Weiterbildung.

Ehe- und Familienberater – Voraussetzungen

Die Sonderausbildung zum Ehe- und Familienberater richtet sich an Menschen, die eine nach dem Familienförderungsgesetz anerkannte, qualifizierte Beratungstätigkeit in diesem Teilbereich der Sozialen Arbeit ausüben möchten. Nur wenige Anbieter in Österreich führen die Weiterbildung zum Ehe- und Familienberater durch. Dies sind beispielsweise die ISYS Akademie und Beratung GmbH, die Lehranstalt der Diözese in Graz und die Lehranstalt des Kärntner Caritas-Verbandes, außerdem das Institut für Bildung SPS OG in Imst und die Lehranstalt des Zentrums für Ehe- und Familienfragen Innsbruck.

Da keine gesetzliche Regelung für die Ausbildung existiert, setzen die Lehrgangsanbieter die Inhalte und Voraussetzungen für die Zulassung selbst fest. Die ISYS Akademie schreibt beispielsweise ein Mindestalter von 24 Jahren und eine abgeschlossene Berufsausbildung voraus, idealerweise mit psychologischem Hintergrund. Bei den Caritas-Verbänden beträgt das Einstiegsalter für den Kurs 25 bis 45 Jahre. Hier kann die Reifeprüfung alternativ zur Berufsausbildung hinreichend für die Zulassung sein.

Unabhängig von beruflicher Vorqualifikation benötigen die Kursteilnehmer soziale Kompetenzen im Bereich Kommunikation, Kontexterfassung und Umgang mit Menschen. Sie sollten sich gut strukturieren und organisieren können und bereit sein, sich auf die Dynamik des Beratungsprozesses einzulassen. Konflikte insbesondere mit Beteiligung von Kindern können zudem auch eine psychische Belastung für die Beratenden selbst darstellen.

Ehe- und Familienberater – Inhalt und Dauer

Die Weiterbildung zum Ehe- und Familienberater umfasst bei den meisten Anbietern eine Gesamtstundenzahl von 700 bis 800, bzw. 90 ECTS-Punkte. Sie erstreckt sich über sechs bis sieben Semester. Die Inhalte können variieren, behandeln jedoch alle relevanten Schwerpunkte der Beratung und die Hintergründe der Tätigkeit.

Inhalte

Die ISYS Akademie ist der einzige Anbieter, der den Kurs bereits nach sechs Semestern abschließt. Die ersten fünf Semester behandeln die Lebens- und Sozialberatung. Das letzte Semester fokussiert dann den Schwerpunkt Ehe- und Familienberatung. Nach einer Einführung in sozialwissenschaftliche Grundlagen und systemisches Arbeiten erlernen die Teilnehmer methodische Vorgehensweisen, wie Fragetechniken und die Arbeit mit Metaphern. Sie entwickeln Strategien zum Umgang mit Krisen und Konflikten. Zudem werden rechtliche und betriebswirtschaftliche Aspekte behandelt. Hier gliedert sich die Weiterbildung beispielsweise in folgende Module und beinhaltet folgende Inhalte:

Dauer und Abschluss

Der Kurs mit dem Abschlusszertifikat in Ehe- und Familienberatung ist bei den übrigen Anbietern für sieben Semester konzipiert. In vielen Fällen ist dabei die zuvor absolvierte Berufsausbildung auf die Weiterbildungszeit anzurechnen, wodurch sich die Kursdauer reduziert. Die Kurstermine sind üblicherweise zur berufsbegleitenden Teilnahme angepasst. An der Diözese Graz finden die Unterrichtseinheiten beispielsweise einmal monatlich von Freitag mittags bis Samstag nachmittags statt. Bei der ISYS Akademie liegen die Kurse meist Freitag nachmittags bis Samstag abends. Die Gruppenselbsterfahrung erfolgt an zwei Blockterminen zu je fünf Tagen.

Der Abschluss des Kurses erfolgt durch eine Abschlussarbeit und ein Diplomprüfungsgespräch. Hiernach erlangen die Absolventen das Zertifikat zu Ehe- und Familienberatung und können sowohl in diesem Beruf, als auch als Kinder- und Jugendberater, Lebens- oder Sozialberater tätig werden.

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Ehe- und Familienberater – Kosten der Ausbildung

Die Kosten für die Sonderausbildung zum Ehe- und Familienberater variieren je nach Anbieter. Die ISYS Akademie berechnet beispielsweise etwa 10.000 Euro (1.680 Euro pro Semester plus Studiengebühr). An der Diözese Graz wird der Kurs zum Gesamtpreis von 6.800 Euro angeboten. Die etwa 11.500 Euro für den Lehrgang am Zentrum für Ehe- und Familienfragen Innsbruck können auf Antrag anteilig durch das Bildungsgeld-Update des Landes Tirol übernommen werden.

Ehe- und Familienberater – Gehalt

Das Gehalt für Ehe- und Familienberater in Österreich variiert in Abhängigkeit von der Beschäftigungsform, wobei selbstständige Berater die Gebühren der Beratungseinheiten selbst festlegen können. Als Angestellter liegt das durchschnittliche monatliche Einkommen bei etwa 2.200 bis 2.500 Euro brutto.

Ehe- und Familienberater – Aufgaben

Die Aufgaben als Ehe- und Familienberater umfassen die Begleitung und Beratung von Menschen bei Problemen und Krisen in ihrer individuellen Ehe- und Familienstruktur. Dabei liegt der Fokus meist auf Kommunikationsstörungen, unterschiedlichen Vorstellungen in Bezug auf die Kindererziehung oder der Verteilung der Zuständigkeiten. Anstehende Trennungen oder Scheidungen sind häufige Beratungsgründe, bei Patchworkfamilien zudem Probleme der Erwachsenen im Umgang mit den Kindern der Partner. Alleinerziehende lassen sich häufig bei Konflikten mit dem anderen Elternteil und Uneinigkeit über die Wechselbetreuung der Kinder beraten.

Die Beratenden ergründen gemeinsam mit ihren Klienten die grundlegende Problematik und deren Ursachen und erarbeiten Wege, die bestehenden Konflikte aufzulösen. Sie gehen auf psychosoziale Probleme ein und informieren teils über rechtliche oder finanzielle Aspekte. Wichtig ist dabei, die Ehepartner oder Eltern zu befähigen, selbst Wege aus dem Konflikt zu erarbeiten, damit sie auch in künftigen Problemsituationen handlungsfähig sind. Neben der Beratung gehören Informationsveranstaltungen in Betreuungs- oder Bildungseinrichtungen, organisatorische Aufgaben und das Führen von Statistiken zur täglichen Arbeit der Ehe- und Familienberater.

Arbeitszeiten

Selbstständig tätige Ehe- und Familienberater können ihre Arbeitsbedingungen flexibel gestalten. Idealerweise sollten die Beratungszeiten an die Zielgruppe angepasst sein. Berufstätige benötigen eher abends oder am Wochenende Termine, während Eltern vielleicht lieber in die Beratung kommen, wenn die Kinder in der Betreuung sind. Öffentliche Beratungsstellen bieten Termine meist über Tage an, verfügen in einigen Fällen jedoch über Möglichkeiten zur Kinderbetreuung während des Termins.

Einsatzorte

Ehe- und Familienberater arbeiten oft selbstständig mit eigenem Büro. Vor allem in den letzten Jahren sind zunehmend auch Online-Beratungsangebote populär geworden. Darüber hinaus werden Beratungen von öffentlichen Stellen angeboten, beispielsweise von kirchlichen Beratungseinrichtungen wie der Caritas und an Jugendämtern.

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Ehe- und Familienberater – Weiterbildungsmöglichkeiten

Nach der Weiterbildung als Ehe- und Familienberater kann das Fachhochschulstudium Kinder- und Familienzentrierte Soziale Arbeit der Fachhochschule Campus Wien eine spannende berufliche Option sein. Weiterhin bieten sich Bachelorstudiengänge in Psychosozialer Beratung mit Schwerpunkt auf Sozial- und Lebensberatung an. Weiterbildungen zum Spezialisten für die Beratung hochsensitiver oder hochsensibler Personen können das berufliche Spektrum ebenfalls erweitern. Darüber hinaus kann vielerorts der Studiengang Soziale Arbeit oder eine Ausbildung zum Coach durchführt werden. Beide sind breiter gefächert und behandeln viele zusätzliche Aspekte.

Passende Jobs

Passende Jobs in Sozialen Berufen gibt es bei Medi-Karriere. Hier gibt es Jobs als Sozialarbeiter, Jobs als Sozialpädagoge und Jobs als Fachsozialbetreuer.