Die Arbeit als Kinder- und Jugendberater ist eine abwechslungsreiche Tätigkeit mit vielfältigen Aufgaben im Beratungsalltag. So komplex wie der Beruf selbst gestalten sich auch die Ausbildungswege, die zur Tätigkeitsausübung in diesem Teilbereich der Sozialen Arbeit befähigen. Dieser Artikel stellt die unterschiedlichen beruflichen Werdegänge von Kinder- und Jugendberatern gegenüber und gibt einen Überblick über berufliche Perspektiven nach der Grundausbildung.
Was macht man als Kinder- und Jugendberater?
Ein Kinder- und Jugendberater unterstützt Kinder, Jugendliche und deren Familien bei Problemen im Alltag, im Umgang miteinander oder im Umgang mit dem sozialen Umfeld. Die Beratungsinhalte fokussieren Krisen oder Konflikte und betreffen neben der innerfamiliären Kommunikation die Schulausbildung sowie die Freizeitgestaltung. Dies schließt Themen wie Sucht, Essstörungen, Mobbing und Suizidprävention ein. Gelegentlich sind auch rechtliche Fragen Teil der Gespräche. Das Ziel der Beratung ist meist die gemeinsame Entwicklung von Strategien, mit denen sich Probleme lösen lassen und künftige Konflikte vermieden werden können.
Wie läuft die Ausbildung zur Kinder- und Jugendberater ab?
Eine Ausbildung zum Kinder- und Jugendberater kann ab dem Alter von 14 Jahren an einer entsprechend ausgerichteten Berufsbildenden Höheren Schule (BHS) erfolgen. Dabei wird die fünfjährige Schulzeit in Vollzeit absolviert und beinhaltet zunehmend praktische Einheiten. Die Lerninhalte fokussieren die Begleitung und Unterstützung von Kindern und Jugendlichen. Zudem wird die Beratung von Menschen mit Beeinträchtigungen, sowie die von Hilfesuchenden in familiären Krisensituationen thematisiert.
Die Schulausbildung endet mit einer Reife- und Diplomprüfung, die sowohl zur Arbeit als Sozialpädagoge, als auch zum Studium befähigt. Sie ist ähnlich einer Matura. Alternativ zur schulischen Bildung besteht die Möglichkeit, einen zwei bis drei Jahre umfassenden Lehrgang zu absolvieren. Dessen Inhalt folgt in Österreich keiner gesetzlichen Vorschrift, sodass die Kursanbieter selbst die Zugangsvoraussetzungen und die Inhalte der Ausbildung festsetzen. Auch ein Studium der Sozialen Arbeit kann in eine Tätigkeit in der Kinder- und Jugendberatung münden.
Voraussetzungen für die Ausbildung
Für die Aufnahme der Schulausbildung wird der erfolgreiche Abschluss der achten Schulstufe und, je nach bisheriger Schullaufbahn, eine bestandene Eignungsprüfung vorausgesetzt. Lehrgänge zum Kinder- und Jugendberater schreiben teils ein Mindestalter von 24 Jahren oder eine absolvierte Berufsausbildung vor. Für ein Studium muss wahlweise eine Matura, eine Studienberechtigungsprüfung oder Berufsreifeprüfung vorgelegt werden. Eine Vorbildung im Bereich Psychologie oder Sozialpädagogik ist hilfreich.
Dauer und Ausbildungsorte
Die fünfjährige Schulausbildung wird unter anderem seitens der Bildungsanstalt für Sozialpädagogik in Zwettl, der Bundes-Bildungsanstalt für Elementar- und Sozialpädagogik in St. Pölten und des Bundesinstituts für Sozialpädagogik in Baden angeboten. Lehrgänge für Erwachsene finden sich in allen Bundesländern. Die akademische Ausbildung gliedert sich in einen berufsbegleitenden Fachhochschullehrgang für akademische Jugendsozialarbeit an der Fachhochschule Kärnten und das thematisch verwandte Bachelor- sowie Masterstudium Soziale Arbeit, das viele Hochschulen anbieten.
Inhalte und Aufbau der Ausbildung
Die Schulausbildung zum Kinder- und Jugendberater umfasst je nach Schuljahr etwa 32 bis 36 Wochenstunden und beinhaltet vorrangig Themenschwerpunkte wie Deutsch, Englisch, Mathematik und Naturwissenschaften, sowie Pädagogik, sozialpädagogische Praxis und Didaktik. Die Inhalte und Verteilung der Stunden sind an die Verordnung zu Lehrplänen für die Bildungsanstalt für Elementarpädagogik angepasst. Ein Beispiel zur Stundenverteilung bietet die Bildungsanstalt in St. Pölten, wie folgende Tabelle zeigt. Ergänzend können freiwillige Übungen und Kurse belegt werden, beispielsweise in Instrumentalunterricht, Englisch im Kindergarten und Gebärdensprache.
Inhalte an der BHS St. Pölten Stundenzahl pro Woche 1. Jahr 2. Jahr 3. Jahr 4. Jahr 5. Jahr Religion 2 2 2 2 2 Sprachen Deutsch und Englisch, Kommunikation 6 6 5 5 5 Allgemeinbildung (Geschichte, Politik, Geographie, Mathematik, Naturwissenschaften, Ernährung, Informatik und Medien) 11 8 8 10 5 Elementarpädagogik und sprachliche Förderung 4 7 11 12 13 Ausdruck, Gestaltung und Bewegung (künstlerische und musikalische Inhalte, Bewegung und Sport) 10 11 9 7 6 Kommunikationspraxis und Gruppendynamik 1 Wochenstunden gesamt 33 34 36 36 31 Bei Zusatzausbildung Hortpädagogik 3 4 6 Wochenstunden gesamt 39 40 37
Kinder- und Jugendberater – Abschluss
Die Schulausbildung schließt mit der Reife- und Diplomprüfung für Sozialpädagogik ab. Hiernach ist eine Beschäftigung in vielen Bereichen der Sozialen Arbeit, sowie die Aufnahme eines Hochschulstudiums möglich.
Passt die Ausbildung als Kinder- und Jugendberater zu mir?
Die Arbeit als Kinder- und Jugendberater konfrontiert die Beratenden mit familiären Belastungssituationen und Krisen. Sie erfordert Feingefühl und gute didaktische sowie kommunikative Fähigkeiten. Die Tätigkeit passt zu Menschen, die Freude um Umgang mit Kindern und Jugendlichen haben, kommunikativ, kreativ und verantwortungsbewusst sind. Unzureichende Belastbarkeit auf körperlicher und emotionaler Ebene, sowie Schwierigkeiten beim selbstständigen Arbeiten sind hingegen hinderlich.
Kinder- und Jugendberater – Gehalt in der Ausbildung
Die Schulausbildung als Kinder- und Jugendberater wird an öffentlichen Schulen kostenlos angeboten. Private Einrichtungen erheben unter Umständen ein Schulgeld von etwa 1.500 Euro pro Jahr. Eine Entlohnung gibt es nicht, allerdings können Stipendien und Förderungen zur Deckung der Lebenshaltungs- und Ausbildungskosten in Anspruch genommen werden. Das Bachelorstudium Soziale Arbeit wird aktuell für etwa 2.500 Euro angeboten. Lehrgänge sowie die Hochschulausbildung im Bereich Akademische Jugendsozialarbeit belaufen sich auf etwa 9.500 bis 10.000 Euro.
Kinder- und Jugendberater – Gehalt im Berufsleben
Das Einstiegsgehalt als Kinder- und Jugendberater wird mit etwa 2.170 bis 2.470 Euro angegeben. Diese Summe gilt nur als grober Richtwert, denn Faktoren wie die vorangegangenen Ausbildung, zusätzliche Qualifikationen und die Art der Berufsausübung (angestellt oder selbstständig) beeinflussen das Gehalt der Fachkräfte.
Wie sieht der Berufsalltag als Kinder- und Jugendberater aus?
Der Berufsalltag als Kinder- und Jugendberater bringt täglich neue Herausforderungen mit sich, die eine individuell angepasste Reaktion und Problemlösung erfordern. Neben der direkten Beratungstätigkeit planen Berater Informationsveranstaltungen und führen diese durch. Sie unterstützen Betroffene in Notfalleinsätzen und coachen Einrichtungen und Privatpersonen im Umgang mit Kindern und Jugendlichen.
Aufgaben als Kinder- und Jugendberater
Kinder- und Jugendberater helfen Kindern und Jugendlichen, die sich in Krisen- oder Konfliktsituationen befinden. Sie stellen einen wichtigen Vermittler bei der Kommunikation mit dem Umfeld der Betroffenen dar und führen alle Beteiligten bestmöglich zusammen, um gemeinsam Wege aus der Krise zu finden.
Wo kann man als Kinder- und Jugendberater arbeiten?
Neben der Beratungstätigkeit in speziellen Beratungseinrichtungen, ist ein Einsatz in Freizeit- oder Jugendzentren, sowie in Tagesheimen und dem Kinderhort möglich. Schulabsolventen mit sozialpädagogischer Grundausbildung können mit ihrem Abschluss zudem in Horten und Schulen, sowie in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe oder in Institutionen für Menschen mit Behinderung arbeiten.
Arbeitszeiten als Kinder- und Jugendberater
Beratungen von Kindern und Jugendlichen in Einrichtungen finden überwiegend tagsüber statt, wobei vor allem ab dem Schulkindalter Termine nachmittags außerhalb der Unterrichtszeit sinnvoll sind. Telefonische oder Online-Beratungen, sowie Gespräche mit Eltern können auch außerhalb dieser Kernzeiten angeboten werden. Einige Initiativen stellen darüber hinaus rund um die Uhr Notfallkontakte zu Kinder- und Jugendberatern zur Verfügung, die niederschwellig und anonym erreichbar sind.
Welche Berufsperspektiven hat man als Kinder- und Jugendberater?
Kinder- und Jugendberater profitieren von einer kontinuierlich steigenden Nachfrage nach Beratungsangeboten, sodass es sich um einen zukunftsorientierten Beruf handelt. Zudem ermöglicht die Schulausbildung mit Schwerpunkt im Bereich Sozialpädagogik vielfältige Beschäftigungsmöglichkeiten und ein breites Feld an aufbauender Ausbildung.
Weiterbildung und Fortbildung
Durch die Teilnahme an Zusatzkursen können Kinder- und Jugendberater ihr Beratungsspektrum um Themen wie Pädagogische Gewaltprävention, Gesundheits- und Bildungstraining, sowie Kinder- und Jugendrecht erweitern. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, Soziale Arbeit zu studieren und Inhalte wie sozialraumorientierte Arbeit und Sozialwirtschaft zu ergänzen.
Passende Jobs
Passende Jobs in Sozialbetreuungsberufen gibt es bei Medi-Karriere. Hier gibt es Jobs als Sozialberater, Jobs als Fachsozialbetreuer und Jobs als Sozialpädagoge.